Klinger, Christian – Die Geister von Triest

Informationen zum Buch:
erschienen am 31. August 2023
Picus Verlag
318 Seiten
ISBN 978-3711721228

Klappentext / Zusammenfassung:
In Europa hebt der Erste Weltkrieg an. Da wird in Triest eine schrullige alte Frau, die von allen nur »die Hexe« genannt wurde, bestialisch ermordet in ihrem Häuschen aufgefunden. Der leidenschaftliche Rennradfahrer Gaetano Lamprecht, Ispettore der Triestiner Polizei, begibt sich auf die Spur des zunächst noch sehr rätselhaften Mörders. Dabei taucht er tief ein in die Geschichte Triests und in die Verstrickungen des Kunsthandels. Er muss sich mit halbseidenen Ganoven und generationenübergreifenden Flüchen herumschlagen. Dabei an seiner Seite: seine kluge Schwester Adina, seine Sekretärin Clara und die schöne Witwe Alessia – die Gaetanos Leben gehörig auf den Kopf stellt …

Meine Meinung:
Liebe Leserin, lieber Leser,

ich habe das Buch vor ein paar Tagen beendet und muss gestehen, dass ich mich schwer tue, es zu rezensieren. Vielleicht liegt es daran, dass es bereits der zweite Fall von Gaetano Lamprecht ist und ich den ersten nicht gelesen habe. Daher sind mir die Hauptcharaktere nicht vertraut.

Grundsätzlich kann ich sagen, dass es ein handfester Krimi ist. Eine alte Frau wird bestialisch ermordet und Gaetano wird beauftrag, den Mord zu untersuchen. Gleichzeitig zu seinen Ermittlungen wird seine Schwester von einem unheimlichen Typen verfolgt, doch dann stellt sich heraus: Es ist der Hauptverdächtige Gaetanos – bis der Mann in einer Kirche gefunden wird. Und dann war da ja noch der Mord an dem Historiker Winckelmann vor 150 Jahren, dessen Auswirkungen bin die Zeit von Gaetano Lamprechts Ermittlungen reichen.

Wie gesagt, es ist ein handfester Krimi, dessen Zeit und Umfeld gut recherchiert zu sein scheinen. Ansonsten … ich weiß nicht, ob ich mir weitere Fälle von Gaetano Lamprecht ansehen werde. Weder bin ich ein Fan vom Radsport, noch ein großer Italien-Fan.

Deine

Kaiser, Menachem – Kajzer

Informationen zum Buch:
erschienen am 23. September 2023
Paul Zsolnay Verlag
332 Seiten
ISBN 978-3552073395
übersetzt von Brigitte Hilzensauer

Klappentext / Zusammenfassung:
Die Geschichte seiner eigenen Familie hatte Menachem Kaiser nicht sonderlich interessiert, ehe er nach Polen aufbrach. Dort besaßen seine Vorfahren einst ein Mietshaus, das von den Nazis enteignet wurde …

Meine Meinung:
Liebe Leserin, lieber Leser,

Menachem Kaiser nimmt uns mit auf seine ganz persönliche Odyssee. Seinen Großvater hat er nie kennengelernt und es wurde auch nie viel über ihn gesprochen. Es war in der Familie eigentlich nur bekannt, dass Kaiser sen. als einziger seiner Familie den Holocaust überlebt und von Polen nach Kanada geflohen ist.

Als Menachem beruflich nach Polen musste, kam der Stein ins Rollen. Er fragte seinen Vater, wo sein Großvater eigentlich gelebt hatte und bekam eine Adresse. Menachem fährt hin, in der wagen Hoffnung, eine Verbindung zu seinen Wurzeln aufbauen zu können. Und bei diesem Bestreben wühlt er sich durch ein Dickicht aus Vorschiften, Gesetzen, Missverständnissen, Sprachproblemen (er spricht kein Polnisch, seine Gesprächspartner nicht immer Englisch), immer in der Hoffnung, das Mietshaus seiner Großeltern zurückfordern zu können.

Während dieses jahrelangen, zermürbenden Kampfes lernt Menachem Menschen ganz unterschiedlicher Couleur kennen: Da sind ehemalige Theaterangestellte, aktive Schatzsucher und Forscher, Dolmetscher, Anwälte, Richter … und ein verschollener Verwandter, dessen Nachkommen und seine Geschichte. Und Menachem stellt sich zunehmend die Frage: Warum mache ich das eigentlich?

Während ich dieses Buch las, stellte auch mir die Frage: Ob ich das auch mache? Die Geschichte meiner Familie erforschen? Von meines Vaters Vaters Familie gibt es einen Stammbaum, der mehrere hundert Jahre zurückreicht, dafür hatte einer seiner Cousins vor zig Jahren gesorgt. Doch Familie ist doch noch größer. Da wäre noch der Stammbaum von Papas Mutter sowie die von den Eltern meiner Mutter. Interessant wäre es sicherlich, mal zu gucken, wer so alles noch dazu gehört und wen man noch aufstöbern könnte und welche Geschichten man aufdecken könnte. Doch dann frage ich mich gleichzeitig: Will ich das wirklich wissen? Was bringt es mir? Und was würde es den Menschen bringen, die vielleicht ganz entfernt zur Familie gehören, aber nichts davon wissen? Wollen sie es wissen?

Du siehst, dieses Buch regt zum Nachdenken an.

Deine

Cullen, Lynn – Die Formel der Hoffnung

Informationen zum Buch:
erschienen am 27. September 2023
Fischer Verlag
464 Seiten
ISBN 978-3949465130
übersetzt von Maria Poets

Klappentext / Zusammenfassung:
Dr. D.M. Horstmann ist eine Frau. Nie hätte der Chefarzt des Vanderbilt-Hospitals ihrer Einstellung zugestimmt, wenn er das geahnt hätte. Doch nun ist sie da. Und Dorothy Horstmann geht unbeirrbar ihren Weg. Sie hat nur ein Ziel vor Augen: ein Mittel gegen Polio zu finden. Zu viele Kinder hat sie um Luft ringen und sterben sehen. Oder von Lähmungen gezeichnet. Die berühmten Forscher in ihrem Umfeld zweifeln an ihren Annahmen zur Verbreitung des Virus, aber sie wird ihnen beweisen, dass sie recht hat – um jeden Preis. Im Wettlauf gegen die Zeit wird sie zur mutigen Pionierin.

Nach einer wahren Geschichte – ein beeindruckendes Porträt der Stärke und Solidarität von Frauen.

Meine Meinung:
Liebe Leserin, lieber Leser,

in den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts hatten Frauen in der männerregierten Welt sich nur um die drei K zu kümmern: Küche – Kinder – Kirche. Intelligenz wurde Frauen im allgemeinen abgesprochen, egal, wieviele Gegenbeispiele die Geschichte bereits aufzubieten hatte. Das war also schonmal das eine Vorurteil, mit dem Dorothy Horstmann zu kämpfen hatte. Das andere war ihre Körpergröße von 1,85m. Damit war sie größer als so mancher Mann, was diese nur schwer verknusen konnten. Doch sie hatte von Anfang an gelernt, zu kämpfen und sich durchzubeißen: Aus armen Verhältnissen kommend hat sie es geschafft, auf die Universität zu gehen und Medizin zu studieren. Und so kam es, dass sie auf der Poliostation des Vanderbilt-Hospitals als Assistenzärztin begann.

Dorothy Horstmann war eine unglaublich starke Frau, die sich ihren Weg und den Respekt ihrer Kollegen erkämpft hat. Sie hat nie nachgelassen in ihrer Forschung rund um das Poliovirus, unabhängig von der Meinung ihrer Kollegen. In manch einer Forschungsarbeit wurde ihr Name nicht einmal erwähnt, außer, wenn die Forschung nicht das erwünschte Ergebnis brachte. Ihre männlichen Kollegen haben sich gern an ihren Ideen und Zwischenergebnissen bedient und Dorothy Horstmanns Einsatz dabei großzügig unter den Tisch fallen lassen. Doch sie hat es geschafft, sich gegen alle Widerstände durchzusetzen. Wie allgemein bekannt, gibt es einen Impfstoff gegen Poliomyelitis, durch den die schreckliche Kinderlähmung inzwischen nahezu ausgerottet wurde – auch dank Dorothy Horstmann. Allerdings hat sie dafür einen sehr hohen Preis zahlen müssen.

Bis dato hatte ich noch nie von Dorothy Horstmann gehört. Generell hatte ich mich nicht mit Polio auseinandergesetzt, warum auch. Ich bin nie damit in Berührung gekommen. Bereits in meiner Kindheit in den 1970er Jahren gab es auf den Straßen fast keine Kinder mehr, die unter den Folgen dieser grausamen Krankheit leiden mussten. Ich erinnere mich noch, wie ich mit meiner Tante, ihren Kindern und Kindern aus der Nachbarschaft zum nahegelegenen Impfstützpunkt getigert bin, um meinen Zuckerwürfel mit dem Impfstoff abzuholen. „Schluckimpfung ist süß – Kinderlähmung ist grausam“ war damals der Slogan, der die Bevölkerung zum Impfen animierte. Das ist hängengeblieben. Dank Dorothy Horstmann und ihren Kollegen zum Glück nicht mehr.

Deine

Gilbert, Elizabeth – Eat Pray Love

Informationen zum Buch:
erschienen am 21. August 2010
Berlin Verlag Taschenbuch
496 Seiten
ISBN 978-3833306877
übersetzt von Maria Mill

Klappentext / Zusammenfassung:
Essen. Beten. Lieben. Das ist es, was glücklich macht. Aber die einfachen Dinge sind die schwersten. Das weiß auch Elizabeth. Mit Anfang dreißig beschließt sie, nochmal ganz von vorne anzufangen. Sie lässt ihre Ehe, ihre Affäre, ihren Job in New York hinter sich und packt die Koffer für eine Reise, die die Reise ihres Lebens wird: Vier Monate Dolce Vita in Italien, vier Monate Meditation und Yoga in Indien – und vier Monate Bali, das eine berauschende Begegnung für sie bereithält …

Meine Meinung:
Liebe Leserin, lieber Leser,

genauso dreigeteilt wie der Titel ist auch das Buch: Eat – Pray – Love => Italien – Indien – Indonesien. Das sind die Stationen, die die Protagonistin Liz auf ihrem einjährigen Selbstfindungstrip besuchen möchte und auch besucht. Jedes Land steht dabei für einen „Seelenaspekt“, wenn man so will. In Italien entdeckt sie Genuss neu. Sie lernt italienisch, einfach weil sie es möchte und den Klang der Sprache liebt. Sie futtert sich durch sämtliche Eisdielen und Pizzarien Roms und macht Ausflüge nach Neapel und Sizilien. Und so ganz nebenbei wird ihr klar, dass Genuss ein wichtiger Bestandteil eines jeden (menschlichen) Lebens ist. In Indien lebt sie in einem Ashram eines Yoga-Gurus und lernt dort, sich vollständig auf sich selbst zu fokussieren und ihr inneres Gleichgewicht wiederzufinden. Und in Indonesien schließlich lernt sie, beides zu vereinen und wieder ein „ganzer“ Mensch zu werden.

Anfangs hatte ich so meine Probleme mit dem Buch. Ich wußte nicht, was mich erwartet, und die Protagonistin kam mir irgendwie merkwürdig vor. Doch dann verstand ich, worum es eigentlich geht, und zu dem Zeitpunkt begann ich, es zu mögen. Es ist nicht mein Lieblingsbuch, aber ich habe auch nicht bereut, es zu lesen.

Ich habe allerdings keine Idee, wie man solch eine Reise zu sich selbst verfilmen will, ohne dass es platt oder kitschig wird.

Deine

Sander, Lorys S. – Die Pfade zum Morgenrot: Zeit & Fluss

Informationen zum Buch:
erschienen am 29. Juni 2023
Verlag story.one publishing
80 Seiten
ISBN 978-3710864001

Klappentext / Zusammenfassung:
Die Pfade zum Morgenrot.
Sie alle beginnen in der Finsternis der Nacht und enden mit dem Erleuchten eines neuen Tages. Sie verkörpern Mysterien, Fragen, das Ungewisse und den Drang der Menschen, auf alles eine Antwort zu haben. All dies bietet die Grundlage für diesen Zyklus aus Geschichten und Charakteren, verteilt über die Jahrhunderte, verbunden durch Familienbande, Legenden oder, ganz schlicht, durch die Orte selbst.

Zeit & Fluss handelt von der Reise der Hsahfahi Geschwister, die sich aufmachen, eines der größten Rätsel ihrer Zeit zu lösen und im gleichen Zuge der Menscheit einen neuen Weg aufzuzeigen. Denn in der Zukunft haben wir zwar viele Antworten gefunden, doch neue Fragen erscheinen mit mindestens genauso hoher Geschwindigkeit. Und auch dieses Buch wird euch zwar viele Antworten geben, aber mit ebenso vielen Fragen zurücklassen.

Manche davon werdet ihr für euch selbst beantworten müssen, andere kann nur die Zeit ergründen, wenn sich neue Pfade für euch auftun.

Meine Meinung:
Liebe Leserin, lieber Leser,

ein schmales Büchlein mit einer schönen Story. Ich denke, so kann man das Buch gut zusammenfassen. Wer es etwas ausführlicher haben möchte: bitte sehr!

In einer nicht näher benannten Zukunft verschwindet eine Sonde beim Neptun und ward nicht mehr gesehen. Der Analystin Rahen lässt das Verschwinden der Sonde aber keine Ruhe und so macht sie sich auf eigene Faust auf die Suche und forscht jahrelang nach einem „Lebenszeichen“ der Verschollenen. Bis eines Nachts … Nein, ich spoilere nicht. Jedenfalls ist diese Sonde der Grund, warum Rahen und ihr Bruder Uhar sich über alle Vorschriften hinwegsetzen, ein Raumschiff stehlen und sich aufmachen zum Neptun.

Lorys S. Sander hat das Buch in kurze Kapitel eingeteilt, was einen nur so durch die Story fliegen lässt. Es ist schön geschrieben, ohne viel Firlefanz, auf das Wichtigste beschränkt. Und doch weiß es zu fesseln. Gerne mehr davon.

Deine

Abel, Julia – Gestohlener Name

Informationen zum Buch:
erschienen am 29. Juni 2023
Verlag Twentysix
335 Seiten
ASIN: B0C9PP2ZYM

Klappentext / Zusammenfassung:
Entführt. Gequält. Aufgegeben

Freunde werden zu Feinden
Familie zu Fremden
Herzen werden zerfetzt

Seit sechs Tagen wird die sechzehnjährige Alyssa vermisst. Die Kommissare Silver und House sind restlos überfordert. Zeitgleich wird ihr Privatleben auf eine harte Probe gestellt. Eine unerwartete Begegnung stellt alles auf den Kopf und verstrickt Silver in einen Kampf mit seinen Gefühlen. Eine furchtbare Tragödie ereilt die Kommissare. Währenddessen kämpft Alyssa qualvoll um ihr Überleben und wird mit ihren schlimmsten Ängsten konfrontiert.

Ein dunkles Geheimnis kommt ans Licht.
Kann Alyssa aus ihren Qualen befreit werden oder hat ihr Herz inzwischen aufgehört zu schlagen?

Meine Meinung:
Liebe Leserin, lieber Leser,

wenn ich bedenke, wie jung Julia Abel noch ist, frage ich mich: „Wie kommt ein junger Mensch auf solch einen Plot?“ Hammer!

Die Geschichte wird von mehreren Personen aus drei Perspektiven erzählt: Zum einen ist das Alyssa selbst, dann ist da ihr Entführer und last, but not least, die Ermittler. Alle drei Parteien erzählen nicht nur, was sie erleben, sondern insbesondere, was sie denken und fühlen – was für die Spannung immens wichtig ist. Und Spannung ist da! Julia Abel schickt uns auf eine emotionale Reise, wie ich sie lange nicht gelesen habe, und sie nutzt an einer Stelle ein Stilmittel, bei dem meiner Deutschlehrerin seinerzeit die Haare zu Berge gestanden hätten (Zitat meiner Lehrerin: „Schön, dass Du noch Zeit hattest, das aufzuschreiben.“), das in diesem Fall aber 100%ig passte. Auch hat mir sehr gut gefallen, dass der Fall nicht nach ein paar Tagen oder Wochen bereits abgeschlossen ist, sondern, wie im realen Leben, sich über einen längeren Zeitraum erstreckt.

Mein einziger Kritikpunkt: Ich hatte zwischenzeitlich das Gefühl, Julia Abel wollte zuviel in das Buch packen. Tatsächlich dachte ich das eine oder andere Mal: „Echt? Das auch noch?“ Es wäre vielleicht besser gewesen, nicht alle Ideen in EIN Buch zu packen, sondern sich die eine oder andere für das nächste aufzusparen. Trotzdem hat es Spaß gemacht, „Gestohlener Name“ zu lesen und zu verfolgen, wie sich im Laufe der Story alles zusammenfügt.

Gut gemacht, Julia. Ich bin gespannt auf Dein nächstes Werk.

Deine

Feyli, Melanie – Ich war erst Fünf

Informationen zum Buch:
erschienen am 20. September 2023 (erster Bestelltermin)
BoD Verlag
586 Seiten
ISBN 978-3748167112

Klappentext / Zusammenfassung:
Hexe Funktionella sah ihre Großmutter mit stark geschminkten, roten Lippen, bedrohlich auf sich zuschreiten. Großmutter Perfekta grinste hämisch und fordernd. Funktionella wurde übel, denn die böse Großmutter kam ihr mitterweile so nah, dass sie ihren sauren Atem riechen konnte. Das Hexenmädchen war noch klein und dennoch spürte es, dass die Situation etwas Düsteres in sich trug. Funktionellas Augen weiteten sich ängstlich und das Gesicht ihrer Großmutter mutierte langsam aber sicher ini das einer Fratze.

Keine leichte Kost.

Melanie Feyli,, geboren in einer Kleinstadt in Niedersachsen, lebt in einem verschlafenen 400-Seelendorf im Grünen. Ihr Leben war maßgeblich geprägt durch das Arbeiten in einer Regionalbank, bis ein Schicksalsschlag ihr Tun abrupt beendete. Daraus resultierende, plötzlich auftretende, schwarze Kinidheitserinnerungen und den anschließenden Verlauf einer langjährigen Traumatherapie, verarbeitet sie in diesem „Märchen“, was jedoch definitv keines ist.

Meine Meinung:
Liebe Leserin, lieber Leser,

wie es schon im Klappentext steht: Dieses Buch ist keine leichte Kost und definitiv kein Märchen. Also bitte bitte bitte nicht Kindern vorlesen! Und wer selbst Erfahrungen machen musste mit sexuellem und psychischem Mißbrauch, der lasse bitte auch die Finger von dem Buch!

Melanie Feyli beschreibt anhand des fiktiven Charakters der Hexe Funktionella, wie sich Missbrauch in der Kindheit auf das ganze Leben auswirken kann. Funktionella trägt ihren Namen zu recht: Sie funktioniert. Und sie nimmt alles hin, was das Leben ihr aufbürdet. Ihre größte Bürde ist allerdings ihre Großmutter Perfekta, die sie nach wie vor trietzt, wo sie nur kann. Doch eines Tages überschreitet Großmutter Perfekta eine Linie und Funktionellas Tochter Schillerella zieht die Reißleine und bringt ihre Mutter in einem Sanatorium unter. Dort lernt Funktionella, sich mit dem erlittenen Leid auseinanderzusetzen und schließlich auch, sich gegen ihre Großmutter zur Wehr zu setzen. Währenddessen nehmen sich Schillerella und ihre Freunde die Gegenwart vor, retten weitere Opfer von Perfekta und bereiten ein Umfeld vor, in dem sie heilen können. Doch der Weg ist lang und schmerzvoll.

Ich gestehe, ungefähr bei Seite 70 musste ich das Buch zur Seite legen, um das Gelesene zu verdauen. Es war einfach schrecklich und ich verstehe nicht, wie jemand einem Kind etwas derartiges antun kann. Ich verstehe es wirklich nicht.

Den Rest des Buches habe ich nahezu in einem Rutsch durchgelesen. Da ging es in erster Linie um Funktionellas Therapie sowie um Schillerellas Rettungsmission und die Vorbereitung eines „Safe Space“ für die befreiten Kinder.

Das ganze Buch ist sehr einfühlsam geschrieben und ich habe gemerkt, dass Melanie Feyli weiß, wovon sie schreibt. Sehr gut hat mir auch gefallen, dass nicht einfach nur die Geschichte erzählt wird (die weiß Gott nicht einfach ist!), sondern auch sehr viel aus der Traumatherapie in einfachen, nachvollziehbaren Worten erklärt wird. Ich habe aus diesem Buch sehr viel mitgenommen.

Deine

Kiesmann, Tankred – Die Drachenverschwörung

Informationen zum Buch:
erschienen am 14. Juli 2023
Verlag BoD
260 Seiten
ISBN 978-3753403045

Klappentext / Zusammenfassung:
Eine Museumsmitarbeiterin der paläontologischen Abteilung wird ermordet und eine geheimnisvolle Botschaft ziert ihre Leiche: „Auch Drachen müssen sterben.“ Hagen, ein Freund der Ermordeten, bittet seinen Chef, den Privatdetektiv Jonas Harder, um Hilfe. Gleichzeitig wundern sich die ermittelnden Beamten um Kommissarin Alina Gerdes über seltsame Ergebnise bei der DNA-Analyse der Toten. War sie gar nicht menschlich? Die Spuren führen zu Dinosaurier-Experten und obskuren Drachenforschern. Schon bald zeigen auch diverse Geheimdienste Interesse an dem Fall. Jonas, Alina und ihre Mitstreiter geraten in gefährliche Situationen und ihnen wird allmählich klar, dass sie in eine weltumspannende Verschwörung hineingezogen wurden.

Tankred Kiesmann legt mit seinem dritten Buch einen spannenden Kriminalroman und packenden Fantasy-Thriller vor, nach dessen Lektüre Sie Reptilien garantiert mit anderen Augen sehen werden.

Meine Meinung:
Liebe Leserin, lieber Leser,

was wäre, wenn es Drachen wirklich gegeben hat?

Was wäre, wenn es immernoch Drachen gibt?

Was wäre, wenn Drachen unerkannt unter uns leben?

Mit diesen spannenden Fragen beschäftigt sich Tankred Kiesmann in diesem Buch auf sehr spannende Art und Weise. Was anfangs wie ein ganz „normaler“ Mord aussieht, entpuppt sich ziemlich schnell als alles andere als normal. Was hat es mit der Botschaft auf sich, die auf der Leiche hinterlassen wurde? Und was sind das für Leute, die hinter Jonas, Alina und ihre Mitstreiter her sind?

Das Buch fängt an wie ein ganz normaler Krimi, doch dann kommen immer mehr phantastische und kriminelle Elemente hinzu, bis der werte Leser sich am Ende fragt: Gibt es vielleicht doch noch Drachen?

Auf jeden Fall bietet das Buch eine spannende Lektüre für alle, die Fantasy und Krimis mögen.

Deine

Kieser, Luca – Weil da war etwas im Wasser

Informationen zum Buch:
erschienen am 17. August 2023
Picus Verlag
320 Seiten
ISBN 978-3711721372

Klappentext / Zusammenfassung:
Als ein riesiger Tintenfisch ein Tiefseekabel berührt, beginnen seine Arme davon zu erzählen, wie es ist, ein Ungeheuer zu sein. Ein außergewöhnliches literarisches Abenteuer.

Meine Meinung:
Lieber Leserin, lieber Leser,

stell Dir vor, Du bist ein Riesenkalmar und findest auf dem Meeresgrund, in absoluter Dunkelheit, einen eigenartigen, leuchtenden Arm, den Deine Arme unbedingt untersuchen wollen. Ja, richtig gelesen: Deine Arme WOLLEN den eigenartigen Arm untersuchen. Denn Deine Arme haben ein eigenes Bewußtsein, das sie ausleben wollen. Jedenfalls fangen Deine Arme zu erzählen, wie ihr Leben in der Dunkelheit ist. Sie verstecken sich, damit Wale ihren Kalmar nicht finden und fressen können. Sie meiden, soweit möglich, die helleren Wasserschichten, doch ab und zu verstecken sie sich in einem Krillschwarm. Ganz selten durchbrechen sie die Wasseroberfläche, doch die Luft und die Sonne tun ihnen weh.

Als sich der Kalmar mal wieder in einem Krillschwarm versteckt und die kleinen Krebse beobachtet, passiert etwas: Ein riesiges Netz fängt den Krill. Doch noch etwas anderes bleibt im Netz hängen, und damit sind wir schon mitten drin in einer Geschichte, die eigentlich keine GeschichtE ist, sondern GeschichtEN:

Wir lesen von dem Kalmar und seinem weiteren Leben.

Wir lesen von einem Seefahrer, der früher schon eine Begegnung mit einem Riesenkalmar hatte, die sein Leben veränderte.

Wir lesen, wie der Fund und die Geschichten über Riesenkalmare die Phantasie von Schriftstellern wie Jules Verne und Peter Benchley sowie Filmschaffenden wie Steven Spielberg angeregt hat.

Wir lesen von einer Schafzüchterfamilie und ihren Werdegang.

Wir lesen von einer jungen Frau, die per Zufall einen Praktikumsplatz auf einem Krillfischer bekommt und was sie dort erlebt.

Wir lesen, wie sich all das langsam aber sicher zu einem schlüssigen Bild zusammenfügt.

Und zu guter Letzt lesen wir noch, wie schwer es ist, wenn ein Mensch eine Geschichte aus der Sicht eines Tieres erzählt. Ist das überhaupt möglich?

Nun, die Arme des Riesenkalmar tun ihr bestes, um es möglich zu machen. Und meiner bescheidenen Meinung nach gelingt es ihnen.

Ich brauchte ein wenig, um mich in das Buch reinzufinden. Die Sprünge zwischen den Erzählsträngen sind teilweise etwas abrupt, doch Durchhaltevermögen wird mit einer schönen Geschichte belohnt. Und so ganz nebenbei lernt man noch etwas über Krill und dessen Bedeutung für das Öko-System. Und über Riesenkalmare.

Deine

Fear, Mark – Das Geflüster der Nachtfalter – Glutwasser

Informationen zum Buch:
erschienen am 30. August 2023 (e-Book)
Verlag BoD
286 Seiten
ASIN: B0CGWR2R4T

Klappentext / Zusammenfassung:
Die zusammengewürfelte Gruppe um Maki und Maida hat mit den Auswirkungen des Todes der falschen Heiligen zu kämpfen.

Als wäre das nicht genug, wird der Zusammenhalt der Überlebenden auf ihrer mühseeligen Reise nach Refin erneut auf die Probe gestellt. Können sie den Gefahren trotzen? Was wird sie in der Festung erwarten? Und wie geht es für sie danach weiter?

Mit den Gesegneten im Nacken und dem Tod als ständigen Begleiter, geht der Überlebenskampf in der roten Wüste in die nächste Runde.

Meine Meinung:
Lieber Leserin, lieber Leser,

Mark Fear macht mit Band 2 seiner „Das Geflüster der Nachtfalter“-Trilogie genau so weiter, wo er bei „Sternenstaub“ aufgehört hat: spannend und liebenswert. Ich habe bislang noch keinen Charakter gefunden, der mir unsympatisch wäre. Okay, die Wirte sind schon heftig. Die sind aber auch eher eine namenlose Menge. Doch die anderen, deren Geschichten erzählt werden? Ganz ganz toll herausgearbeitet:

Maki ist nach wie vor der unergründliche Typ, der für seine Schwester alles tun würde. Doch er sehnt sich nach der Zeit zurück, als er mit ihr alleine durch die Wüste fuhr, ohne den „Ballast“, den die anderen vier für ihn darstellen. Doch sind sie wirklich Ballast?

Maida ist das Herz der Truppe. Sie versorgt alle mit allem nötigen, beschäftigt die Kinder, erzählt Geschichten … am liebsten hören die Kinder (und auch die Großen, wenn sie ehrlich sind) die Geschichten der Nachtfalter.

Rorim macht, was er am besten kann: Kämpfen und „seine“ Truppe beschützen. Doch was ist sein Geheimnis? Denn das er eines hat, ist klar.

Netu, Rorims Tochter, ist der Sonnenschein der Gruppe. Durch ihr heiteres Gemüt und ihre Herzlichkeit hat sie alle Herzen im Sturm erobert.

Ebenso Nestri, der Echsenjunge, dem scheinbar nie die gute Laune vergeht und der trotzdem sehr einfühlsam sein kann. Achja, und er ist ein Kämpfer vor dem Herrn.

Oniv hat mit seiner Magie der Gruppe auch schon mehr als einmal geholfen. In diesem Buch hat er aber auch sein eigenes Abenteuer zu bestehen, natürlich zusammen mit seinem treuen Freund Nestri.

Lemukapi ist nach wie vor ein undurchsichtiger Charakter, der einsam durch die Wüste wandert, immer sein Ziel im Blick bzw. im Kopf habend. Wer ist er? Wo kommt er her? Was ist seine Geschichte?

Und dann sind da noch die „Gesegneten“, eine Spezialeinheit des Militärs, nach wie vor auf der Suche nach dem Phantom. Auch sie haben ihre Kämpfe zu kämpfen, und die beziehen sich nicht nur auf Konfrontationen mit Wirten. Insbesondere Suku strauchelt.

Ich habe „Glutwasser“ genauso verschlungen wie „Sternenstaub“. Die Geschichte ist fesselnd, die Charaktere in ihrer Unterschiedlichkeit liebenswert und sie können den Leser immer wieder mit einer neuen Facette ihres Wesens überraschen.

Und wieder hat Mark Fear es geschafft, einen echt fiesen Cliffhanger einzubauen, so dass ich es kaum erwarten kann, bis Teil 3 rauskommt. Doch das soll erst nächstes Jahr geschehen. Bis dahin muss ich mich notgedrungen gedulden – auch, wenn es schwer fällt.

Deine