Kashiwai, Hisashi – Das Restaurant der verlorenen Rezepte

Informationen zum Buch:
erschienen am 01. Juni 2023
Verlag List Hardcover
256 Seiten
ISBN 978-3471360620
übersetzt von Ekaterina Mikulich

Klappentext / Zusammenfassung:
Nagare und seine zwanzigjährige Tochter Koishi betreiben ein kleines Restaurant in Kyoto, das Kamogawa-Café. Kaum jemand kennt das Lokal, doch wer es dringend braucht, der findet es. Neben den traditionellen Köstlichkeiten der japanischen Küche bieten Nagare und Koishi ihren Gästen nämlich einen besonderen Service an: Sie kochen Gerichte nach, die man irgendwann einmal gegessen hat und deren Rezept man nicht kennt. Mit detektivischem Spürsinn finden sie heraus, wie die verstorbene Ehefrau ihre Udon-Nudelsuppe kochte, beschwören die verschüttete Erinnerung an eine große Liebe herauf oder schenken mit dem Geschmack eines Kindheitsessens Trost.  

Meine Meinung:
Lieber Leserin, lieber Leser,

ich kann mich nicht erinnern, vorher bereits ein Buch eines japanischen Schriftstellers gelesen zu haben, als ich mich bei vorablesen.de für dieses beworben habe. Ich war neugierig und gespannt, ob es mir gefallen würde. Der Klappentext zumindest klingt vielversprechend.

Nun, was soll ich sagen: Es HAT mir gefallen. Sehr gut sogar, und das aus mehreren Gründen:

Zum einen ist da der exotische Schauplatz Kyoto. Ich habe keine wirkliche Vorstellung von Japan allgemein und der Stadt im Speziellen. Alles, was ich weiß, kenne ich aus dem Fernsehen, und da ist es doch sehr stark nach westlichen Maßstäben gefiltert. Nun also ließ ich mich von einem Einheimischen in sein Heimatland entführen und Kyoto mit seinen Augen sehen. Okay, es gibt nur einen kleinen Ausschnitt zu sehen, aber immerhin.

Dann ist da das exotische Essen, das in den Geschichten eine wichtige Rolle spielt. Klar, in einem Restaurant ist es Dreh- und Angelpunkt. Und trotzdem sind die Gerichte in diesem Buch eher Mittel zum Zweck, schließlich wird das Restaurant primär aufgesucht, um vergessene Geschmäcker nochmal aufleben zu lassen.

Zu guter Letzt ist der unaufgeregte, zurückhaltende Sprachstil, den ich mit Japan verbinde, ein wichtiger Teil des Großen und Ganzen, der das Buch rundum gelungen macht.

Der Plot ist interessant. Wie kann man den Geschmack der Kindheit im Erwachsenenalter nochmal zurückholen? Mit sehr viel Einfühlungsvermögen, Recherche und den dazu passenden Erinnerungen. Das ist es, was uns dieses Buch lehrt. Und manchmal überrascht das Ergebnis und kann alte Wunden heilen.

Diese Geschichten lassen mir das Herz aufgehen. Für mich ist dieses Buch ein absolutes Wohlfühlbuch.

Deine

Iosivoni, Bianca – Sorry. Ich habe es nur für dich getan

Informationen zum Buch:
erschienen am 8. März 2023
Penguin Verlag
400 Seiten
ISBN 978-3328108894
übersetzt von

Klappentext / Zusammenfassung:
San Francisco. Die junge ehrgeizige Journalistin Robyn ist geschockt, als die Polizei bei ihr auftaucht: Ihr Ex-Freund Julian wurde als vermisst gemeldet. Mit einem Schlag stürzt die Vergangenheit auf sie ein, und alles ist wieder da: Die Sehnsucht, der Schmerz – und die Enttäuschung. Dabei möchte Robyn nichts mehr, als zu vergessen. Zutiefst beunruhigt fragt sie sich, was Julian zugestoßen sein könnte, und findet Zuflucht bei ihrem besten Freund Cooper. Doch das, was sie für Cooper empfindet, geht längst über eine Freundschaft hinaus. Als er unter Verdacht gerät, mit Julians Verschwinden zu tun zu haben, weiß Robyn nicht mehr, was sie noch glauben oder fühlen soll – und vor allem, wem sie noch vertrauen kann. Vielleicht nicht einmal mehr sich selbst …

Meine Meinung:
Liebe Leserin, liebe Leser,

am Anfang des Buches wird auf die Triggerwarnung auf Seite 393 verwiesen. Dort steht: „In SORRY tauchen Themen auf, die triggern können. Diese sind: Toxische Beziehungen, Manipulation, Gaslighting, Stalking, Entführung, Verlust, Trauer, Drogen- und Medikamentenmissbrauch, häusliche Gewalt, physische, psychische und sexualisierte Gewalt, Suizid, Gewalt gegen Frauen, Mord, Tod, Leichen, Blut.“ Allerhand Themen für ein Buch, finde ich. Und ich finde, diese Themen sind gar nicht soooo schlecht umgesetzt.

Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt: Einerseits begleiten wir Robyn im hier und jetzt, andererseits begleiten wir sie ab dem Zeitpunkt, wo sie Julian kennenlernt. Im Laufe des Buches nähern sich die beiden Erzählstränge immer weiter an, bis sie schließlich zum Showdown verschmelzen. Ich mag diese Art der Erzählungen, weil sie neugierig machen auf das „Warum?“. Warum hat Robyn sich von Julian getrennt? Wie ist das alles gekommen? Welche Rolle spielt Cooper in dem ganzen? Alle Fragen werden nach und nach beantwortet, während wir unaufhaltsam dem Finale zustreben. Und das hat es in sich, soviel möchte ich doch schonmal verraten.

Ich habe dieses Buch nahezu am Stück durchgelesen. Ursprünglich war ich skeptisch, ob es mir überhaupt gefallen würde, da es auf Instagram sehr gehyped wurde, doch meiner Meinung nach ist dieser Hype berechtigt. Eine derartige Mischung aus Psychothriller und spicy Love Story habe ich noch nie gelesen. Wie viele andere auch habe ich mehrmals gedacht: „Mädel, schalte Dein Hirn ein! Merkst Du nicht, was da abgeht?“, doch dann erinnerte ich mich an den alten Spruch: „Wo die Liebe hinfällt, geht der Verstand in’n Mors“.

Glücklicherweise habe ich diese Erfahrungen nicht machen müssen. Ich kann mir aber durchaus vorstellen, dass viele Menschen in eine derartige Beziehung reinrutschen, ohne es wirklich zu merken. Immer wieder kommen dann Aussagen wie: „Es war ein Versehen“, „Ich bin selber schuld“, „Er/sie macht es nicht wieder“ und, ganz weit vorne: „Wir lieben uns doch und ich kann ohne ihn/sie nicht leben“. Ganz gefährlich! Und ich beglückwünsche jeden, der es geschafft hat, sich aus solch einer Beziehung zu befreien.

Deine

Korelitz, Jean Hanff – Der Plot

Informationen zum Buch:
erschienen am 24. August 2022
Heyne Verlag
352 Seiten
ISBN 978-3453273979
übersetzt von Sabine Lohmann

Klappentext / Zusammenfassung:
Einst wurde Jake Finch Bonner in New York als Autor gefeiert. Doch sein großer Wurf liegt Jahre zurück und mittlerweile unterrichtet er Kreatives Schreiben an einem kleinen College in der Provinz. Als einer seiner ehemaligen Studenten stirbt, bevor er seinen ersten Roman fertiggestellt hat, übernimmt Jake dessen perfekte Geschichte. Das Buch wird über Nacht zum Bestseller. Dann erreicht Jake plötzlich eine anonyme E-Mail, die nur einen Satz enthält: „Du bist ein Dieb“. Mit jeder neuen Nachricht werden die Drohungen schärfer, und was eben noch eine Frage der Ehre und Karriere war, wird bald zu einem lebensgefährlichen Katz-und-Maus-Spiel.

Meine Meinung:
Liebe Leserin, lieber Leser,

Jake Finch Bonner ist ein einsamer, verbitterter Zeitgenosse, der sein ganzes Leben nichts anderes werden wollte als Schriftsteller. Und tatsächlich hatte er einen großen Erfolg. Einen einzigen. Seine nachfolgenden Bücher floppten oder wurden gar nicht erst verlegt. Daher fehlt ihm die Motivation, an seinem aktuellen Roman weiterzuarbeiten. Doch auch uninspirierte Schriftsteller müssen von irgendetwas leben und deshalb arbeitet er an einem kleinen College als Lehrer. Da dies aus der Not geboren ist, ist er auch hier entsprechend unmotiviert und er macht nicht mehr, als unbedingt nötig. Kenne ich irgendwoher. Ohne Spülmaschine würde meine Küche auch anders aussehen. Egal, Jake gibt also diese Seminare an dem kleinen College und eines Tages taucht da ein Typ in seinem Seminar auf, der unsympathischer eigentlich nicht sein kann und ihm in einem Vier-Augen-Gespräch den Plot seines Romans verrät, und dieser Plot ist unglaublich und narrensicher. Seitdem wartete Jake darauf, das Buch im Buchhandel zu finden, doch vergebens. Der Plot geht ihm nicht aus dem Kopf, und bei seinen Recherchen findet er raus, dass der arrogante Schnösel kurz nach dem Gespräch gestorben ist. Der Plot ist also zu haben, wenn man so will, und Jake nimmt sich seiner an. Wie zu erwarten war, wird das Buch zu einem Mega-Erfolg. Jake tourt durch die USA von einer Lesung zur nächsten, die Filmrechte werden verkauft und Jake ist ganz oben. Und als wäre das noch nicht genug, trifft er in Seattle die Frau seines Lebens. Doch zeitgleich beginnt der Alptraum: Er bekommt die im Klappentext erwähnte e-Mail und das Abenteuer beginnt. Jake beginnt, den Hintergrund der Geschichte zu recherchieren. Zunächst war es nur aus Neugierde, um rauszufinden, wie sein ehemaliger Schüler auf den Plot gekommen ist, doch bald wird aus Neugierde Ernst.

„Der Plot“ war kein Fehlkauf, ganz bestimmt nicht. Das Buch ist spannend geschrieben, hat selber einen tollen Plot und hat mich mitfiebern lassen. Die Auflösung des Falls war für mich nicht ganz so überraschend, die Endgültigkeit dagegen schon. Daher gibt es von mir eine ganz klare Leseempfehlung.

Viel Spaß damit,
Deine

Braithwaite, Oyinkan – Meine Schwester, die Serienmörderin

Informationen zum Buch:
2021 erschienen
aufbau Verlag
239 Seiten
ISBN 978-3-7466-3853-9
übersetzt von Yasemin Dincer

Klappentext / Zusammenfassung:
Zwei Schwestern, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Ayoola ist das Lieblingskind, unglaublich schön – doch leider hat sie die Angewohnheit, ihre Männer umzubringen. Korede ist eher praktisch veranlagt und dafür zuständig, hinter Ayoola aufzuräumen. Doch wie weit würde sie für ihre Schwester gehen?

„Meine Schwester, die Serienmörderin“ hat die Leserinnen und Leser von Nigeria über England bis nach Deutschland begeistert. Der Roman war nominiert für den Booker Prize und wurde als bester Thriller bei den British Book Awards ausgezeichnet. Diese Geschichte ist anders: so beiläufig feministisch wie abgründig humorvoll, „fiebrig heiß“ und verdammt cool zugleich.

Meine Meinung:
Mit diesem Buch hatte ich so meine Probleme. Nach den ersten paar Kapiteln hatte ich folgendes notiert:

„Kurze Kapitel – okay, kann Tempo ins Geschehen bringen. Schnell wechselnde Schauplätze – braucht ein wenig, um in die Geschichte zu kommen. Bei „Lagos“ brauchte ich ein wenig, um es in Nigeria und nicht in Portugal zu verorten (danach war vieles schlüssiger). Die Story? Interessant aufgebaut, insbesondere die Abgeklärtheit und das sachliche Herangehen an das Aufräumen.“

Wir erleben die Geschichte aus der Sicht Koredes. Sie beschreibt, wie sie die Anrufe ihrer Schwester erhält, dass es schon wieder passiert ist. Korede fährt hin, übernimmt das Ruder und Ayoola gehorcht. Ayoola kann sich in der Beziehung immer auf Korede verlassen – und Korede im Gegenzug kann sich darauf verlassen, dass Ayoola ihr vertraut.

Irgendetwas muss den Mädchen in ihrer Kindheit widerfahren sein, dass sie dermaßen zusammengeschweißt hat. Es hat wohl mit dem Vater zu tun, auch wenn das eher am Rande erwähnt wird. Man weiß aber, dass die jungen Frauen mit ihrer Mutter zusammen leben und diese versucht, Ayoola gut zu verheiraten. Korede, die eher unscheinbare, steht im Schatten ihrer schönen Schwester und arbeitet als Krankenschwester. Im Krankenhaus hat sie einen „Vertrauten“, dem sie vorbehaltlos alles erzählen kann – da er im Koma liegt.

Doch dann wird alles anders und die Geschichte wird kompliziert.

Mein Fazit:
Wer mal etwas anderes lesen möchte als den normalen Mainstream, der ist bei „Meine Schwester, die Serienmörderin“ gut aufgehoben. Ob ich es nochmal lesen würde? Eher unwahrscheinlich.

Eure

Hartlieb, Petra – Meine wundervolle Buchhandlung

Informationen zum Buch:
erschienen am 31. Oktober 2018
Du Mont Buchverlag
208 Seiten
ISBN 978-3832163433

Klappentext / Zusammenfassung:
Aus einer Schnapsidee heraus bemühte sich Petra Hartlieb im Urlaub gemeinsam mit ihrem Mann um eine gerade geschlossene Traditionsbuchhandlung in Wien – und bekam überraschend den Zuschlag. Von einem auf den anderen Tag kündigte sie ihren Job und begann mit ihrer Familie ein neues Leben in einer neuen Stadt, ohne zu wissen, worauf sie sich einlässt …
In diesem Buch erzählt sie ihre eigene Geschichte und die ihrer Buchhandlung. Einer Buchhandlung, die zum Wohnzimmer für die eigene Familie wird, und zum Treffpunkt für die Nachbarschaft. Mit Stammkunden, die zu Freunden werden, und Freunden, die Stammkunden sind. Petra Hartlieb erzählt in einem schlagfertigen und humorvollen Ton, der jede Zeile zu einem großen Vergnügen macht und jedes Kapitel zu einer Liebeserklärung an die Welt der Bücher.

Meine Meinung:
Liebe Leserin, lieber Leser,

dieses Buch ist genau mein Thema! Ich liebe Bücher, die von Büchern und/oder Buchhandlungen handeln. Und so ist es kein Wunder, dass dieses Buch unbedingt mit zu mir nach Hause musste, oder?

Ich habe das Buch am 19. Oktober 2020 beendet und ich war nur mäßig begeistert. Okay, es ist eine wahre Geschichte und die Buchhandlungen gibt es wirklich.

Anfangs hat mich das Buch begeistert. Petra Hartlieb ist gelernte Buchhändlerin, die es aus ihrer Heimatstadt Wien gen Norden verschlagen hat, wo sie ihren Mann kennenlernte und sesshaft wurde. Als ihr Sohn Teenager war, fanden sie im Wien-Urlaub diese geschlossene Traditionsbuchhandlung, die zum Verkauf stand – und schnell waren sich Petra und ihr Mann einig, dass sie es wagen wollen. Zunächst sollte die Buchhandlung „nur“ das zweite Standbein der Familie werden. Ihr Mann arbeitete als Angestellter weiter. Ja, und der Teenager war gar nicht begeistert, seine Heimat und Freunde verlassen zu sollen, damit seine Mutter sich einen, in seinen Augen verrückten, Traum erfüllen konnte. Doch für jedes Problem gibt es eine Lösung, so auch im Hause der Familie Hartlieb.

Die Buchhandlung war natürlich ein voller Erfolg, auch wenn es anfangs logischerweise diverse Aufgaben zu erfüllen gab. Zum Glück gehört eine Wohnung zum Geschäft, so dass es kurze Wege zum Arbeitsplatz gab und eine zusätzliche Miete gespart wurde.

Es hat mir Spaß gemacht, zu lesen, wie die Familie die turbolente Anfangszeit in dem neuen Zuhause meisterte. Ich musste schmunzeln, als die Tochter zwar den Umzug und „Kulturschock“ zwischen Hamburg und Wien locker wegsteckte, ihre geliebte Wendeltreppe, die im Zuge umfangreicher Umbauarbeiten aber weichen musste, betrauerte.

Aus der Geschichte raus war ich, als Petra Hartlieb Richtung Uni geht und dort sieht, dass eine Fachbuchhandlung einen Nachfolger sucht. Zu diesem Zeitpunkt florierte ihre wundervolle Buchhandlung bereits. Und dann sieht sie zufällig diese andere Buchhandlung und bewirbt sich um die Nachfolge und bekommt sie auch …

Ja, es gibt viele Zufälle im Leben und ich will gar nicht bestreiten, dass es so war. Schließlich erzählt Petra Hartlieb in diesem Buch ihre eigene Geschichte. Ich missgönne ihr auch nichts, absolut nicht! Doch beim Lesen hatte ich das Gefühl: Diese scheinbar reibungslose Übernahme der Fachbuchhandlung war ein Quentchen zuviel.

Mein Fazit:
Das Buch ist schön, amüsant und leichte Kost. Ich habe nicht bereut, es gelesen zu haben. Doch zu meinen Lieblingsautorinnen gehört Petra Hartlieb nicht.

In diesem Sinne: Viel Spaß beim Schmökern,
Deine


Lynch, Paul – Grace

Informationen zum Buch:
erschienen am 13. Oktober 2021
Oktaven Verlag
550 Seiten
ISBN ‎ 978-3-7725-3022-7
übersetzt von

Klappentext / Zusammenfassung:
Eine Irland-Odyssee: Es begann damals 1845. Aber Grace, die einzigartige Heldin des Iren Paul Lynch, ist vollkommene Gegenwart in diesem bildreich-poetischen Roman, der mit ihren Sinnen und Gefühlen die grausame Wirklichkeit der großen Hungersnot erleben lässt. Grace, vierzehn, wird in Männerkleidern von zu Hause fortgeschickt, um irgendwo Arbeit, irgendwie Nahrung zu finden in einem Land, wo jeder danach sucht. Ihr zur Seite: der jüngere Bruder Colly. Seine muntere Stimme in ihrem Kopf. Und verschiedene andere merkwürdige Begleiter. Wer wird sie sein, wenn sie diese Wanderschaft durchsteht?

Meine Meinung:
Liebe Leserin, lieber Leser,

1845/46 herrschte in Irland eine große Hungersnot, in deren Folge ca. 1 Million Menschen verhungerten und eine weitere Million auswanderten. Damals verwaisten viele Dörfer und man kann ihre Ruinen noch heute sehen. Es ist bedrückend, zwischen den Mauern zu stehen und sich bewußt zu machen, dass hier Menschen lebten, liebten, lachten – und hungerten. Noch heute ist „The Great Famine“ in der irischen Seele wie eine offene Wunde präsent.

Vor diesem Hintergrund wird die Geschichte von Grace erzählt. Nein, sie wird nicht erzählt einfach nur erzählt, Grace erzählt ihre Geschichte. Es ist die Geschichte einer 14-jährigen, die von heute auf morgen von ihrer verwitweten Mutter die Haare geschnitten bekommt, in die alte Kleidung ihres Vaters gesteckt und dann aus dem Haus geschickt wird, um sich auf der Straße durchzuschlagen. Ihre Mutter ist froh über jedes Maul, das sie nicht stopfen muss und sie meint, Grace hat auf der Straße bessere Überlebenschancen.

Und Grace überlebt. Als Junge verkleidet, wandert sie gen Süden, immer auf der Suche nach etwas Essbarem und einem einigermaßen sicheren Schlafplatz. Das Leben auf der Straße ist hart und es geht auch an Grace nicht spurlos vorbei.

Es würde hier zu weit führen, all ihre Abenteuer auch nur anzuschneiden. Ich will ja nicht spoilern.

Mein Fazit:
Das Buch gibt einen eindrucksvollen Einblick auf „The Great Famine“ und schildert ein Schicksal von vielen, das sich so zugetragen haben könnte. Es war ein Wunschbuch von mir, doch leider hält es in meinen Augen nicht, was es versprach. Oder vielleicht waren meinen Erwartungen auch einfach zu hoch, ich weiß es nicht. Ich habe nicht bereut, es gelesen zu haben. Doch ich muss zugeben, dass es nicht das beste Buch zu diesem Thema ist, das ich kenne. „Trinity“ von Leon Uris behandelt zwar nicht ausschließlich die Große Hungernot, aber er beschreibt sie dermaßen eindringlich, dass mir die Bilder immernoch im Kopf sind.

Lieben Gruß,
Deine

McDonnell, C. K. – The Stranger Times

Informationen zum Buch:
erschienen am 30. September 2021
Verlag Eichborn
464 Seiten
ISBN 978-3-8479-0090-0
übersetzt von

Klappentext / Zusammenfassung:
Dunkle Kräfte sind am Werk – und The Stranger Times geht ihnen auf den Grund. Die Wochenzeitung ist Großbritanniens erste Adresse für Unerklärtes und Unerklärliches. Zumindest ist das ihre Eigenwerbung …

Gleich in Hannah Willis‘ erster Arbeitswoche bei der Zeitung tritt eine Tragödie ein, und The Stranger Times ist gezwungen, tatsächlich investigativen Journalismus zu betreiben. Hannah und ihre Kollegen kommen zu einer schockierenden Erkenntnis: Einige der Geschichten, die sie zuvor selbst als Unsinn abgetan hatten, sind furchtbar real.

Meine Meinung:
Liebe Leserin, lieber Leser,

als Hannah ihren neuen Job antreten will, kommt sie zunächst aus dem Staunen nicht mehr raus: Sie steht vor einer Kirche, aus dessen Fenster sich grade ein Mann stürzen will – was aber von seinen Kollegen mit Schulterzucken abgetan wird. Und schon ist Hannah drin in einer Redaktion, die vor skurilen Typen strotzt – und alle haben sie das Herz am rechten Fleck. Wie schon im Klappentext beschrieben, befasst sich „The Stranger Times“ mit unerklärten und unerklärlichen Vorkommnissen – an die eigentlich noch nicht mal die Redaktionsmitglieder glauben. Doch dann kommt alles anders und es wird spannend, mysteriös, unerklärlich.

Also, wer den typischen britischen schwarzen Humor mag, gerne lacht und Fantasy-Fan ist, der ist mit „The Stranger Times“ sehr gut bedient. Ich habe beim Lesen Tränen gelacht!

Lieben Gruß,

Deine


Weiler, Jan – Der Markisenmann

Informationen zum Buch:
erschienen am 21. März 2022
Heyne Verlag
333 Seiten
ISBN 978-3-453-27377-1

Klappentext / Zusammenfassung:
Was wissen wir schon über unsere Eltern? Meistens viel weniger, als wir denken. Und manchmal gar nichts. Die fünfzehnjährige Kim hat ihren Vater noch nie gesehen, als sie von ihrer Mutter über die Sommerferien zu ihm abgeschoben wird. Der fremde Mann erweist sich auf Anhieb nicht nur als ziemlich seltsam, sondern auch als der erfolgloseste Vertreter der Welt. Aber als sie ihm hilft, seine fürchterlichen Markisen im knallharten Haustürgeschäft zu verkaufen, verändert sich das Leben von Vater und Tochter für immer.

Ein Buch über das Erwachsenwerden und das Altern, über die Geheimnisse in unseren Familien, über Schuld und Verantwortung und das orange-gelbe Flimmern an Sommerabenden.

Meine Meinung:
Liebe Leserin, lieber Leser,

Kim lebt bei ihrer Mutter und ihrem Schwiegervater und deren Sohn in sehr guten Verhältnissen. Zumindest sind die Verhältnisse finanziell gut, da ihr Schwiegervater ein erfolgreicher Investor ist. Ihre Mutter vergöttert den Sohn, Kim läuft eher so nebenbei. Und dann, eines Tages, verletzt Kim ihren Bruder schwer – und damit ist sie erstmal bei ihrer Familie unten durch: Während Stiefvater, Mutter und Bruder die Ferien in Miami am Strand und im Luxushotel verbringen, wird Kim zu ihrem leiblichen Vater abgeschoben. Ins Ruhrgebiet. Genauer gesagt, in ein abgehalftertes Industriegebiet mitten im Pott, wo ihr Vater in einer Lagerhalle lebt. Kims Zimmer ist eine Abstellkammer, in die ein Bett reingequetscht wurde. Und Kim, mitten in der Pubertät und gegen alles, soll in dieser Einsamkeit ihre Ferien verbringen, bei einem Mann, der von Teenagern keine Ahnung hat und den sie noch nie in ihrem Leben gesehen hat?

Sie lernt die Freunde ihres Erzeugers kennen, während sie sich langweilt. Einziger Lichtblick: Alik. Er ist in ihrem Alter, sieht gut aus und sie freunden sich schnelll an. Doch Alik muss auch arbeiten und hat nicht immer Zeit. Außerdem hat die verwöhnte Kim arge Probleme, sich mit den ärmlichen Verhältnissen ihrer Sommerresidenz abzufinden. Doch irgendwann „wacht sie auf“ und stellt, auch mit Aliks Hilfe, fest, dass man auch ohne Geld ein erfülltes Leben leben kann und dass gute Freunde nicht mit Geld aufzuwiegen sind. Und am Ende …

Nein, ich werde nicht spoilern. Bitte lies dieses Buch selbst und mach Dir Deine eigenen Gedanken. Es ist es wert!

Lieben Gruß,

Deine


Young, Samantha – The Truest Thing – Jeder Moment mit dir

Informationen zum Buch:
erschienen am 24.05.2022
Verlag Mira Taschenbuch
412 Seiten
ISBN 978-3-7457-0289-7
übersetzt von Ulrike Laszlo und Sabine Schilasky

Rezensionsexemplar bei http://vorablesen.de gewonnen

Klappentext / Zusammenfassung:
Erst wenn du dich von deiner Vergangenheit befreist, kann die wahre Liebe sich erfüllen.
Emery liebt ihre Buchhandlung und hat in dem Küstenort Hartwell eine Ersatzfamilie gefunden. Allerdings hat sie ein Geheimnis, von dem selbst ihre besten Freundinnen nichts wissen: Sie hat sich in Jack Devlin verliebt, der den Ruf eines Bad Boys genießt. Weil Emery zu schüchtern ist, wagt sie es nicht, ihm ihre Gefühle zu gestehen. Jeden Tag, wenn sie mit ansehen muss, wie Jack andere Frauen verführt, bricht ihr Herz ein Stück mehr. Doch dann liegt Emery in Jacks Armen, sie spürt seine sinnlichen Lippen auf ihren und eine ungeahnte Leidenschaft. Bis er sie von sich stößt. Tief verletzt will Emery ihn und alles, was sie je für ihn empfunden hat, vergessen. Aber plötzlich sucht Jack wieder ihre Nähe und setzt alles daran, dass sei ihm vergibt …

Meine Meinung:
Liebe Leserin, lieber Leser,

Jack und Emery brauchen 9 Jahre, um endlich zueinander zu finden. In diesem Buch kommt alles zusammen, was zu einem Liebesroman gehört: Eine wunderschöne, schlanke, wohlproportionierte junge Frau mit reichlich Vermögen im Hintergrund kommt in eine Kleinstadt und eröffnet trotz ihrer Schüchternheit einen Buchladen mit Kaffeetheke. Der stadtbekannte Don Juan ist ebenso perfekt gebaut (schlank, muskulös, braungebrannt, charmant …). Die beiden verlieben sich auf den ersten Blick, doch es gibt unheimlich viele Hindernisse aus dem Weg zu räumen, bis sie sich endlich ihre Liebe gestehen können. Um nur ein paar Hindernisse zu nennen: ein reicher Vater mit einem Geschäftsgebaren wie Al Capone, diverse Frauen diversen Alters mit diversen Traumata (u.a. Emery, die unter der mangelnden Liebe ihrer Eltern und ihrer Großmutter leidet), zerbrochene Freundschaften, Eifersucht, Mißverständnisse, ungewollte Schwangerschaft, Beinahe-Fehlgeburt usw. usf.

Mein Fazit:
Ich bin zu alt für dieses Buch. Wäre ich noch Anfang oder Mitte Zwanzig, wäre ich wohl begeistert und würde von dem Buch schwärmen. Jetzt, mit Ende 40, empfinde ich die Story als unrealistisch und an den Haaren herbei gezogen. Und wieder einmal stört es mich, dass alle Protagonisten perfekt und wunderschön sind. Keine Falten, keine Pickel, keine Speckröllchen … Nein, nicht mein Buch und vermutlich nicht mein Genre.

Lieben Gruß,


Pooley, Clare – Montags bei Monica

Informationen zum Buch:
erschienen im August 2021
Goldmann Verlag
428 Seiten
ISBN 978-3-422-20628-5
übersetzt von Stefanie Retterbush

Klappentext / Zusammenfassung:
In Monicas Café werden sechs Fremde zu einer liebevollen Gemeinschaft.
Julian ist es leid, seine Einsamkeit und Verletzlichkeit vor anderen zu verstecken. Der alte Herr schreibt sich seine wahren Gefühle von der Seele und lässt das Notizheft in einem kleinen Café liegen. Dort findet es Monica, die Besitzerin. Gerührt von Julians Geschichte, beschließt sie, ihn aufzuspüren, um ihm zu helfen. Und sie hält ihre eigenen Sorgen und Wünsche in dem Büchlein fest, ohne zu ahnen, welch heilende Kraft in diesen kleinen Geständnissen liegt: Als das Notizbuch weiterwandert, wird aus den sechs Findern ein Kreis von Freunden, die einander helfen und beistehen. Monicas Café wird dabei ihr zweites Zuhause, und auf Monica selbst wartet dort das ganz große Glück …

Meine Meinung:
Liebe Leserin, lieber Leser,

dieses Buch war ein Wunschbuch meinerseits und der Wunsch wurde mir erfüllt – von meiner Schwägerin Monika. Von wem auch sonst, bei dem Titel 😉

In Monicas Café trifft sich Gott und die Welt – nur leider nicht genug Leute, damit das Café eine Überlebenschance hat. Doch dann lässt ein alter Herr sein Notizheft in dem Café liegen. Monica liest seine „Wahrheit“ und will helfen. Dann schreibst sie ihren sehnlichsten Wunsch in das Heftchen und läßt es an einem anderen Ort liegen. Und so nehmen die Dinge ihren Lauf und das Heft wird von sechs Menschen gefunden, die unterschiedlicher nicht sein können: der alte Mann und die Cafébesitzerin Monica mit Kinderwunsch, ein ehemaliger Junkie, ein Weltenbummler, eine überforderte Mutter, eine chronisch neugierige Kindergärtnerin und eine alte Frau – und sie alle treffen sich früher oder später regelmäßig in Monicas Café und werden zu Freunden.

„Montags bei Monica“ ist ein Wohlfühlbuch. Ich habe es in einem Rutsch durchgelesen. Dabei habe ich oft geschmunzelt, ab und zu den Kopf geschüttelt und ein- oder zweimal fühlte mich etwas traurig – doch alles in allem ist ein gutes Buch für entspannte Lesestunden aufm Sofa oder der Terrasse oder am Strand oder oder oder.

Lieben Gruß,