Smith, Tom Rob – Kind 44

Informationen zum Buch:
erschienen am 04. Januar 2010
Goldmann Verlag
509 Seiten
ISBN 978-3-442-47207-9
übersetzt von Armin Gontermann

Klappentext / Zusammenfassung:
Moskau 1953. Auf den Bahngleisen wird die Leiche eines kleinen Jungen gefunden, nackt, fürchterlich zugerichtet. Doch in der Sowjetunion der Stalinzeit gibt es offiziell keine Verbrechen. Und so wird der Mord zum Unfall erklärt. Der Geheimdienstoffizier Leo Demidow jedoch kann die Augen vor dem Offenkundigen nicht verschließen. Als der nächste Mord passiert, beginnt er auf eigene Faust zu ermitteln und bringt damit sich und seine Familie in tödliche Gefahr …

Meine Meinung:
Liebe Leserin, lieber Leser,

dieses Buch wurde mir von meinem Lieblingsbuchhändler empfohlen. Und wenn er empfiehlt, dann kaufe ich. Denn inzwischen kennt er mich bzw. meinen Lesegeschmack wohl recht gut und auch in diesem Fall war seine Empfehlung ein Volltreffer.

Wir befinden uns in Moskau unter Stalins Herrschaft. Dies war eine Zeit, wo es in der UdSSR keine Verbrechen gab. Verbrechen sind immer kapitalistisch motiviert, so die aufdiktierte Meinung, und Kommunisten sind halt bessere Menschen. Damit das so bleibt, gibt es Leute wie Leo Demidow, die für den Geheimdienst arbeiten und jeden noch kleinen Verdacht mit erbarmungsloser Härte verfolgen und bestrafen. Letzteres bedeutet Folter und Tod.

Und dann wird der Sohn eines Kollegen tot aufgefunden. Alle, die die Leiche gesehen haben, sagen, es sei Mord. Doch da es keine Morde geben darf, werden sie mundtot gemacht. Genauer gesagt, Leo Demidow muss sich darum kümmern, dass die Gerüchte im Keim erstickt werden, was ihm auch gelingt.

Aufgrund einer Verhaftung in einem anderen Fall und des Neids eines Untergebenen, kommt Leo auf die Abschussliste des Geheimdienstes. Da er aber ein gutes Verhältnis zu seinem Vorgesetzten hat, wird er nicht in ein Gulag geschickt, sondern in einem Dorf der Miliz unterstellt. Und dort taucht eine Leiche auf, die genauso zugerichtet wurde wie der Junge in Moskau.

Leo beginnt zu ermitteln. Zunächst auf eigene Faust, doch irgendwann kann er den Leiter der Miliz überzeugen, ihn zu unterstützen. Heraus kommt, dass es zu diesem Zeitpunkt bereits über 40 Morde gab, alle nach dem gleichen Schema. Der Junge in Moskau ist Nummer 44. Und Leo kommt in Fahrt.

Mein Fazit:
Ein Thriller, der seinen Namen verdient. Die Handlung ist dicht. Die Lebensumstände sowohl in der UdSSR unter Stalin als auch in Leos Leben werden gut beschrieben und in die Handlung integriert. Schnell stellte sich bei mir ein Gefühl der Beklemmung ein. Wie mag es sein, wenn man auf Schritt und Tritt überwacht wird und man im Endeffekt noch nicht mal seiner eigenen Familie trauen kann? Wie mag es sein, wenn einem weisgemacht wird, im Kapitalismus mit seinen vollen Regalen ist alles schlecht, während man selbst stundenlang für einen Laib Brot ansteht? Und dann Leos Kampf gegen die Windmühlenflügel der Kommunistischen Staatsgewalt und der Aussage: Es gibt bei uns keine Verbrechen.

Dieses Buch benötigt unbedingt:
– mehrere Stunden ungestörte Lesezeit
– einen großen Vorrat Tee oder Kaffee
– Nervennahrung
– Wolldecke

Viel Spaß damit,
Deine

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