Der Heilige Nikolaus

Der Kirchenkalender ist voll von Heiligengedenktagen. Jeden Tag kann man, wenn man möchte, mehrerer Heiliger gedenken, zu ihnen beten, sich an ihrem Leben ein Beispiel nehmen. Allerdings kennt der „Wald- und Wiesen-“Christ nur die wenigsten. Die bekanntesten sind wohl unter anderem St. Martin, die Eisheiligen, St. Petrus und die Patronin/der Patron Deiner Kirche. Wir möchten nun die Gelegenheit nutzen, Dir die

Heiligen der Adventszeit“

ein wenig näher zu bringen. Heute dreht sich alles um

den Heiligen Nikolaus

Tatsächlich ist es bei Nikolaus nicht viel anders als bei der Heiligen Barbara: Es gibt fast keine gesicherten Daten, dafür aber unheimlich viele Legenden. Ich rate Dir, hol Dir eine Kanne Tee und mache es Dir gemütlich, denn es wird länger dauern.

Vermutlich wurde einer der bekanntesten Heilige der Christenheit um 283 in Patara (?), heute Ruinen bei Kalkan in der Türkei und starb schätzungsweise um 348 in Myra, heute Demre, ebenfalls in der Türkei.

Und das war’s auch schon in Bezug auf halbwegs gesicherte Daten und wir begeben uns in das Reich der Legenden.

Die Überlieferung besagt, Nikolaus sei im Alter von 19 Jahren von seinem Onkel, Bischof Nikolaus von Myra, zum Priester geweiht und als Abt im Kloster von Sion eingesetzt worden. Er kam aus wohlhabendem Hause und erbte das Vermögen seiner Eltern, als diese an der Pest starben. Doch Nikolaus ließ es sich daraufhin nicht wohl ergehen, sondern half mit seinem Vermögen den Menschen, die in große Not geraten waren. Wohl bekannt ist wohl die Geschichte des Vaters dreier Mädchen, der kein Geld für die Mitgift seiner Töchter hatte und sich daher gezwungen sah, sie der Schande preiszugeben, damit sie sich ihre Mitgift selbst verdienen konnten. Nikolaus hörte davon und warf einen Klumpen Gold in das Zimmer der Mädchen, so dass die Älteste eine gute Mitgift hatte. Einige Zeit später warf er einen zweiten Goldklumpen durchs Fenster, so dass auch die mittlere Tochter vor der Schande bewahrt war. Der Vater der Mädchen wollte nun wissen, wer der großzügige Spender war und legte sich auf die Lauer. Als der dritte Goldklumpen durchs Fenster flog, erkannte der Vater den Nikolaus und bedankte sich überschwänglich.

Nach dem Tod seines Onkels pilgerte Nikolaus ins Heilige Land. Bei seiner Rückkehr wurde er zum neuen Bischof gewählt und füllte dieses Amt bis zu seinem Tod aus.

Folgende Legende wird auch als „die Tat des Hl. Nikolaus“ bezeichnet:

Unter Kaiser Konstantin wurde eine Abteilung Soldaten unter den Offizieren Nepotian, Urs und Herpylion entsandt, um in einer Provinz Unruhen beizulegen. Sie waren mit dem Schiff unterwegs und mussten wegen ungünstiger Winde in Andriake, dem Hafen des antiken Myra, vor Anker gehen. Die Soldaten begannen, die Dörfer in der Umgebung zu plündern, Unruhen brachen aus und Nikolaus eilte von Myra nach Andriake hinab, um für Ordnung zu sorgen.
Seine Abwesenheit von Myra nutzten einige Leute, um unliebsame Personen loszuwerden. Der Provinzverwalter ließ sich bestechen und schon war das Todesurteil ausgesprochen, als Nikolaus mit den drei Offizieren aus Andriake zurückkehrt. Schon von weitem kamen ihm entsetzte Bürger entgegen, um von dem himmelschreienden Unrecht zu berichten.
Nikolaus eilte sofort zum Richtplatz. Er findet „die Verurteilten schon kniend, ihr Augen verbunden und das Schwert erhoben in der Hand des Henkers.“ und rief: „Ich bin bereit, anstelle jener zu sterben!“

Nikolaus stand neben den Verurteilten, aber keiner wagte es, Hand an den großen Bischof zu legen. Nun stellte Nikolaus den Verantwortlichen für dieses Unrecht zur Rede. Der Provinzverwalter wollte zunächst alle Schuld von sich weisen, doch als Nikolaus nicht locker ließ, gestand er schließlich. Die drei Offiziere in Nikolaus Begleitung staunten über das mutige Verhalten des Bischofs, der auch dem Vertreter des Kaisers offen seine Meinung zu sagen wagte.

Im weiteren Verlauf führten die drei Offiziere mit ihren Soldaten den Auftrag des Kaisers erfolgreich aus und wurden dafür vom Kaiser persönlich ausgezeichnet. Doch einige Neider zeigten sie als Verräter an und erreichten durch Bestechung, dass die drei Offiziere verurteilt wurden.
Die drei Offiziere erinnerten sich an das, was damals in Myra geschehen ist. Nun sind sie die unschuldig Verurteilten und sie rufen zu Nikolaus. Noch in derselben Nacht hat der Kaiser einen beunruhigenden Traum. Ein Bischof erschien ihm und forderte ihn auf, die Angeklagten freizulassen. Sofort am nächsten Morgen klärte der Kaiser die Angelegenheit und schließlich stellte sich heraus, dass die Offiziere unschuldig waren.

Eine weitere Legende erzählt, wie Nikolaus ein in Seenot geratenes Schiff rettete: Auf dem Schiff fuhren drei Pilger aus Ephesus, die heiliges Öl für eine christliche Kapelle transportierten. Nikolaus begab er sich an Bord des Schiffes, stillte den Sturm und brachte das Schiff sicher in den Hafen. Es ist nicht überliefert, wie er an Bord des Schiffes kam.

Eine dritte Legende will wissen, dass Nikolaus drei ermordete und von Kannibalen bereits in einem Fass zu Pökelfleisch zubereitete Knaben wieder zum Leben erweckte.

Und als wäre das noch nicht genug, zerstörte er mehrere Tempel der Heidengöttinnen Diana und Artemis, wurde er während der Christenverfolgung um 310 gefangen genommen und gefoltert und nahm er 325 am Konzil von Nicäa teil. Die Legende erzählt, dass er dort anhand eines Ziegelsteins die Dreieinigkeit erklärte: in einer einzigen Realität, dem Ziegelstein, existieren drei verschiedene Wesenheiten, nämlich Wasser, Erde und Feuer. Als aus dem Ziegelstein eine Flamme emporschlug, zweifelte wohl niemand mehr seine Worte an.

Wie gesagt, Nikolaus werden viele Wunder und gute Taten zugeschrieben. Und doch weiß man nicht genau, wer dieser Mann eigentlich war. Das meiste, auch die Lebensdaten, sind eher Vermutungen als denn Tatsachen. Auch ist nicht sicher, ob es sich nur um eine Person oder um mehrere handelt. Sind der Abt und der Bischof wirklich identisch? Trotzdem gehört er zu den beliebtesten Heiligen überhaupt – bis heute. Welches Kind putzt nicht am Abend des 5. Dezember mit Eifer seine Schuhe auf Hochglanz, damit der Nikolaus etwas reinlegen kann? Das ist übrigens noch ein Relikt aus der vor-reformatorischen Zeit: Damals war es üblich, dass der Nikolaus die Geschenke am 6. Dezember brachte. Martin Luther empfand dies aber als „kyndisch Ding“ und drängte darauf, dass das von ihm erfundene Christkind die Gaben am 25. Dezember überbringe. Allerdings hatte er es sogar in seiner eigenen Familie schwer, diese Neuerung durchzusetzen, wie eine Haushaltsrechnung aus dem Jahr 1535 belegt.

Wie dem auch sei, der Heilige Nikolaus ist nicht nur als Gabenbringer beliebt, er ist auch Schutzpatron

  • von Russland
  • von Lothringen
  • von Rosenheim in Bayern, Amsterdam, Kanton und Stadt Fribourg in der Schweiz
  • von Bari, Meran und Lagonegro bei Potenza in Italien, Alicante in Spanien, Spetses in Griechenland und New York
  • der Kinder, der Schüler, Mädchen, Jungfrauen, Frauen mit Kinderwunsch, Gebärenden und alten Menschen, der Ministranten, Feuerwehr, der Pilger und Reisenden
  • der Sinti und Roma, der Gefangenen, Diebe und Verbrecher, der Eigentümer und Bettler
  • der Seeleute, Schiffer, Fischer, Flößer, Schiffsbauer, Matrosen und Fährleute, der Kaufleute, Bankiers, Pfandleiher
  • der Richter, Rechtsanwälte und Notare, der Apotheker, Bauern, Bäcker, Müller, Korn- und Samenhändler, Metzger, Bierbrauer, Schnapsbrenner, Wirte, Weinhändler, Fassbinder, Parfümhersteller und -händler, Schneider, Weber, Spitzen- und Tuchhändler, Knopfmacher, Brückenbauer, Steinmetze, Steinbrucharbeiter, Kerzenzieher
  • für glückliche Heirat und Wiedererlangung gestohlener Gegenstände
  • gegen Wassergefahren, Seenot und Diebe
  • (zweiter) Patron des Bistums Lausanne – Genf – Fribourg und des Bistums Bari-Bitonto

Ich wünsche Dir, dass der Heilige Nikolaus seine Gaben ausgeschüttet und Deine Stiefel gefüllt hat.

Quellen:
ökumenisches Heiligenlexikon
katholisch.de
praedica.de

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