Wolff, Susanne – Sturmprinzessin

Informationen zum Buch:
erschienen am 2. Februar 2024
Weltenbaum-Verlag
448 Seiten
ISBN 978-3949640629

Klappentext / Zusammenfassung:
Wenn Freundschaft Eide bricht und Liebe zu Verrat wird, welcher Halt bleibt dann noch im Auge des Sturms? Die einst friedlichen Perleninseln geraten ins Visier des Festlandreiches Daramon und ein erbittertes Ringen um die Vorherrschaft entbrennt. Entschlossen bietet Liann, die Hüterin der Inseln, den rücksichtslosen Eindringlingen die Stirn. Doch sie zögert, in dem sich zuspitzenden Konflikt bis ans Äußerste zu gehen – denn der gegnerische Heerführer Marcian fasziniert sie mehr, als sie zulassen darf. Für Marcian wird es zu einer Frage des Überlebens, Liann auf Distanz zu halten, denn seine Loyalität darf einzig und allein seinem besten Freund Arnemon, dem zukünftigen Lord des Festlandreiches, gehören. Angesichts des drohenden Krieges kämpft Arnemon darum, den richtigen Weg als Thronfolger zu finden. Was, wenn er sich auf Marcian nicht mehr verlassen kann? Eine fesselnde Geschichte über Liebe und Loyalität, in der sich die Schicksale dreier Menschen verflechten.

Meine Meinung:
Liebe Leserin, lieber Leser,

was für ein eindrucksvoller Roman!

Stell Dir vor, Du lebst in einer Welt, die der unseren im Mittelalter ähnelt. Das Land wird mit harter Hand von einem Lord regiert. Im Hafen liegen Segelschiffe, das Handwerk blüht und dem Land geht es gut. Sowohl der Heerführer sowie der Sohn des Lords, die miteinander eng befreundet sind, können viele Entscheidungen des Lords nicht nachvollziehen.

Und dann kommt ein Tsunami und bricht über die Insel herein. Er hinterlässt Tod und Zerstörung. Der Hafen und Großteile des Ortes sind zerstört. Die Menschen, die sich in die Burg flüchten konnten, stehen vor den Trümmern ihrer Existenz. In diesem Moment lässt der Lord Schiffe ausrüsten, um zu den benachbarten Perleninseln zu segeln und den dortigen Einwohnern zu helfen. Warum?

Diese Frage stellen sich auch die Bewohner der Perleninseln. Sie sind zwar dankbar für die Hilfe, vermuten jedoch einen Hintergedanken. Zu lange schon kennt die Königin der Perleninseln den Lord. Auf den Inseln hat der Tsunami zwar auch gewütet, doch die Bewohner konnten sich auf einen Hügel retten, der von den zaubermächtigen Priesterinnen (zu denen auch die Königin gehört) der Insel geschützt wurde.

Mehr möchte ich über die Geschichte nicht verraten. Es kommt zu diversen Verwicklungen, Missverständnissen und Konflikten. Es gibt Romanzen und Zerwürfnisse, Misstrauen und Vertrauen. Und es wird getrauert. All dies ist in eine spannende Geschichte eingebettet, die noch etwas zu bieten hat: grandiose Beschreibungen von Naturgewalten, die dem Leser das Gefühl geben, mittendrin zu stehen. Atemberaubend!

Am 14. September diesen Jahren kommt die Fortsetzung „Flammenkönigin“ in den Handel. Und nun rate mal, wer sich schon darauf freut?

Deine

Stayn, K. – Verborgenes Traja: Aus Asche geboren

Informationen zum Buch:
erschienen am 01. März 2024
Verlag fakriro
607 Seiten
ISBN 978-3987600197

Klappentext / Zusammenfassung:
Auf einer abgeschiedenen Waldlichtung führt die junge Lorea mit ihrer wegen Hexerei verstoßenen Familie ein recht ruhiges Leben. Doch eines Nachts fällt ihr Haus einem Feuer zum Opfer, welchem nur Lorea und ihre Mutter knapp entrinnen. Um jenen Verfolgern zu entkommen, die hinter dem Brand stecken und ihnen nach dem Leben trachten, flüchten sie in den Süden ihrer englischen Heimat. Welche Gefahren noch auf sie lauern, ahnt Lorea erst, als sie auf Räuber und einen mysteriösen Fremden trifft. Kann sie dem Landstreicher vertrauen? Der spannende Auftakt zur Traja-Saga, der ins Mittelalter Westeuropas entführt und Abenteuer, Geheimnisse und Gefahren bereithält.

Meine Meinung:
Liebe Leserin, lieber Leser,

diesen Auftakt zu einer neuen Fantasy-Reihe habe ich wieder mal nahezu verschlungen. Das Setting ist schon fast klassisch: Mittelalter, Aberglaube, Fabelwesen, Hexerei (oder doch nur Kräuterkunde?), mystische Kräfte … alles vorhanden, alles altbekannt und doch ganz neu miteinander verwoben.

Zu Beginn des Buches lernen wir Mael kennen. Er ist auf der Suche nach einem Kind, wobei nicht näher beschrieben wird, um was für ein Kind es sich handelt und warum er es so dringend sucht. Doch wir lernen, dass er etwas zu verbergen hat. Er streift durchs Land, sucht und verbirgt sich. Warum?

Dann lernen wir Lorea kennen, als sie mit ihrer Mutter bereits auf der Flucht ist. Auch damals war es für zwei Frauen alles andere als sicher, allein unterwegs zu sein, und die beiden mussten sehr vorsichtig sein, wem sie vertrauen und wem nicht. Die Geschichte ihrer Flucht erfahren wir in Erinnerungen, die Lorea mit uns teilt. Sie sind unterwegs nach London, in der Hoffnung, dort Zuflucht zu finden. Lorea muss sich dabei voll und ganz auf ihre Mutter verlassen, da sie selbst ihr Dorf noch nie verlassen hat. Unterwegs machen sie Rast bei Loreas Tante – doch die wird bereits seit Tagen von ihrem Sohn und dessen Frau vermisst. Ist ihr etwas geschehen? Und was sind das für Menschen, die Lorea und ihre Mutter verfolgen? WARUM werden sie verfolgt?

An einem schicksalhaften Tag treffen die drei aufeinander und sie bilden eine Zweckgemeinschaft. Nur zusammen können sie überleben. Nur mit Maels Hilfe kann Lorea ihren Verfolgern entkommen. Nur an Maels Seite hat sie (vielleicht) eine Zukunft.

Mich hatte das Buch gepackt und ich konnte es nur schwer zur Seite legen. Es ist spannend geschrieben, einfühlsam und fesselnd. Für mich eine klare Leseempfehlung und ich bin gespannt auf Band 2.

Deine

Green, John – Looking for Alaska

Informationen zum Buch:
erschienen am 28. Februar 2012
Verlag HarperCollins
262 Seiten
ISBN 978-0-00-752316-0

Klappentext / Zusammenfassung:
„If people were rain, I was drizzle and she was a hurricane.“

Miles Halter’s whole life has been one big non-event, untill he meets Alaska Young.

Gorgeous, clever and undoubtedly screwed up, Alaska draws Miles into her reckless world and irrevocabl steals his heart. For Miles, nothing can ever be the same again.

Meine Meinung:
Liebe Leserin, lieber Leser,
wie am Klappentext schon zu erkennen ist, habe ich das Buch auf Englisch gelesen. Es war Schullektüre bei meinem großen Sohn und ich bin halt neugierig, was die da so lesen müssen. Er selbst war mäßig begeistert von dem Buch, was für mich ein zusätzlicher Grund war, es lesen zu wollen.

Der Aufbau des Buches ist interessant. Die Geschichte wird tageweise erzählt, begonnen 136 Tage vorher und endend 136 Tage hinterher. Vor und hinter was, bleibt zunächst im Dunkeln. Auch werden nicht alle Tage erzählt, nur die, an denen etwas wichtiges/besonderes geschehen ist.

Miles Hartley ist auf seiner Schule der absolute Außenseiter. Seine Abschiedparty, die seine Eltern für ihn veranstalten, ist dementsprechend mau: Niemand kommt. Daher ist er heilfroh, als er zur Culver Creek Preparatory School wechselt, wo er schnell Kontakt findet. Auslöser dafür ist sein Zimmergenosse, der General. Dieser macht ihn auch mit Alaska bekannt, ein eigenwilliges Mädchen, das ihn sofort fasziniert.

Da der Leser alles aus der Sicht von Miles erlebt, erfährt auch der Leser nur stückchenweise, wie die Geschichten der Clique sind. Keiner von ihnen hatte es bislang leicht im Leben, ganz im Gegenteil. Der Grundton des gesamten Buches ist melancholisch, teilweise schon fast depressiv. Scheinbar halten die jungen Leute ihr Leben nur aus, indem sie sich zumindest zeitweise mit Zigaretten und Alkohol betäuben. Sie sind Freunde, halten zusammen, gehen zusammen durch dick und dünn – und kennen sich doch eigenlich nicht wirklich. Das wird an dem Tag klar, an dem Alaska aus ihrer aller Leben verschwindet und sie beginnen, sie zu suchen. Wer war Alaska wirklich? Warum verschwand sie?

Ich kann verstehen, dass viele Jugendliche mit dem Buch überfordert sind, auch wenn es ein Jugendbuch sein will. Die angesprochenen Themen sind heftig, teilweise tragisch, wie beispielsweise die Szene, in der Alaska erzählt, dass sie als Kind hilflos neben ihrer sterbenden Mutter saß und es nicht geschafft hat, den Notruf zu wählen. Es ist ein eindringliches Buch, aus dem ich wieder einmal das Fazit ziehe: Leute, schaut genauer auf die Menschen in Eurer Umgebung. Grade die, die laut und ausgeflippt sind, brauchen vielleicht am dringendsten Eure Hilfe. Egal bei wem, hört hin, seht hin und seid da, wenn es ihnen schlecht geht. Denn das macht wahre Freundschaft aus.

Deine

Kalpenstein, Friedrich – Prost, auf die Künstler

Informationen zum Buch:
erschienen am 5. März 2024
Verlag Edition M
Seiten 352
ISBN 978-2496714692

Klappentext / Zusammenfassung:
„Manche Leut‘ leben für die Kunst. Andere sterben wegen ihr!“

Karl Hinterleitner wird tot in seiner Garage neben einem alten Traktor aufgefunden. Alles deutet darauf hin, dass er ermordet wurde. Hauptkommissar Tischler nimmt die Ermittlungen auf.

Laut Zeugenaussagen war der Ermordete ein paar Tage zuvor auf einem Oldtimertreffen in eine Auseinandersetzung verwickelt. Erste Recherchen ergeben, dass der alte Traktor in Hinterleitners Garage, für den er allem Anschein nach mehrere Interessenten hatte, einen beträchtlichen Wert darstellt. Doch wenig später kommt heraus, dass Hinterleitner noch ein paar Schätze mehr besaß, die ihm niemand zugetraut hätte. Musste er deshalb sterben?

Meine Meinung:
Liebe Leserin, lieber Leser,

dieses war der erste von Fall von Hauptkommissar Tischler, den ich verfolgen durfte. Das Buch ist humorvoll geschrieben, die Charaktere liebenswert und aus dem Leben gegriffen, der Fall nicht so ganz vorhersehbar und das Ende überraschend. Das war die Kurzform.

Etwas länger ausgedrückt, klingt es so:
Im beschaulichen Brunngries findet ein alleinstehender Mann die Leiche seines Nachbarn Hinterleitner, weil dessen Traktor die ganze Nacht lief und einen Heidenlärm gemacht hat. Sowas geht aufm Dorf nunmal nicht, zumal der Hinterleitner bei seinen Nachbarn eh nicht gut gelitten ist, da er seinen Hof hat verkommen lassen. Und das ist numal ein Unding, egal ob in norddeutschen oder bayrischen Dörfern. Hauptkommissar Tischler stellt bei der Tatortbesichtigung dann auch schnell fest, dass er den Hinterleitner kannte: Es ist der schweigsame Karl vom Stammtisch. Doch warum musste er sterben? Wegen seines Lanz Bulldog, der unter Sammlern ein kleines Vermögen wert ist? Und war es Selbstmord oder doch Mord? Schnell stellt sich heraus, dass es letzteres ist, und schon sind Tischler und sein Kollege Fink in ihrem Element und ermitteln, was das Zeug hält.

Da es sich bei den Tischler-Krimis um „Provinzkrimis“ handelt, kommt natürlich auch das Lokalkolorit nicht zu kurz. Höchst anschaulich und mit sehr viel liebevollem Humor werden die Nebenschauplätze beschrieben: sei es die Geburtstagsfeier von Finks Mutter, die sich von „ich feier gar nicht“ zu „ich plane ein rauschendes Fest“ entwickelt. Oder die Beziehungen von Tischler mit seiner Britta und die von Fink mit seiner Marie. Dann ist da noch die Perle des Polizeikommissariats Luise, die einiges einstecken muss und trotzdem voller Enthusiasmus „ihrem“ Kommissar hilft. Und, last but not least, Resi, die ebenso eigenwillige wie liebenswerte Dackeldame, die den feschen Kommissar problemlos um ihre Pfote wickelt. Beim Lesen merkte ich sehr schnell, dass die Chemie zwischen allen Beteiligten, egal ob Kommissariat oder Spurensicherung oder Patologe, stimmt. Es wird gefrotzelt, liebenwerte Scherze gemacht, und die Situationskomik kommt auch nicht zu kurz (Stichwort: Haferlschuh).

Dass es bei dem Fall nur bedingt um den Lanz geht, war mir schon klar, als die beiden Ermittler einen überraschende Entdeckung im Haus des Hinterleitners machten. Und doch war die Überführung des Täters unerwartet und der Autor ließ es beim Showdown nochmal richtig krachen.

Also, ja, mir hat der Krimi Spaß gemacht. Er ist witzig und spannend, nicht überzogen und ich bin da ziemlich schnell durchgerutscht. Das einzige, was mir persönlich nicht so gut gefällt (und das ist Jammern auf sehr hohem Niveau), ist, dass die Provinz Bayern ist. Ich habe nix gegen die Bayern, ganz bestimmt nicht. Ich kenne viele nette Menschen von da. Aber bayrisch Lesen, na, des moag i net so gern. Dazu ist mir der norddeutsche Humor vielleicht doch zu nah.

Deine

Seck, Yandé – Weisse Wolken

Informationen zum Buch:
erschienen am 08. Februar 2024
Verlag Kiepenheuer & Witsch
352 Seiten
ISBN 978-3-462-31160-0

Klappentext / Zusammenfassung:
Zwei Schwestern: Die eine arbeitet sich an sämtlichem Unrecht unserer Gegenwart ab, die andere am bürgerlichen Familienideal; für die eine ist ihr Schwarzsein eine politische Kategorie, für die andere ihr Muttersein. Klug, erhellend und mit hintergründigem Witz erzählt Yandé Seck in ihrem Debütroman von den Ambivalenzen, die wir im Kleinen wie im Großen aushalten müssen.

Dieo lebt mit ihrem Mann Simon und drei Söhnen in einer schönen Altbauwohnung im Frankfurter Nordend. Sie leidet unter den unerfüllbaren Ansprüchen der Gesellschaft an sie als Mutter, vor allem aber ist es die ständige Kritik ihrer jüngeren Schwester Zazie an allem und jedem, die an ihren Nerven zerrt. Auch Simon, ein mittelalter weißer Mann und Angestellter in einem Finanz-Start-up, gerät immer wieder ins Visier seiner Schwägerin, die zunehmend an der rassistischen und sexistischen Gesellschaft verzweifelt.

Als der Vater der Schwestern, ein eigensinniger Nietzschefan, der vor mehr als vierzig Jahren aus dem Senegal nach Deutschland kam, unerwartet stirbt, gerät das mühsam kalibrierte Familiengefüge aus dem Gleichgewicht. Für die Beerdigung reisen die Schwestern in das Land ihres Vaters. Der Abschied wird für die beiden zu einem Neuanfang – in vielerlei Hinsicht.

Meine Meinung:
Liebe Leserin, lieber Leser,

Yandé Seck hat uns einen Familienroman beschehrt, der zum Nachdenken anregt. Die beiden Schwestern Zazie und Dieo könnten kaum unterschiedlicher sein: Zazie arbeitet im Juz, ist Single, hat Bindungsängste und hadert als Tochter eines Senegalesen mit der Gesellschaft, die sie nicht so akzeptiert, wie sie ist: weiblich, stark, farbig. Dieo ist dreifache Mutter, mit einem Weißen verheiratet, will alles richtig machen und reibt sich daran auf. Erschwerend kommt hinzu, dass die Eltern der Schwestern geschieden sind und die Mutter sich, meiner Meinung nach, ziemlich übergriffig verhält und an ihrem Ex-Mann kein gutes Haar lässt. Der Vater steuert aber auch nur halbherzig gegen und ist froh, wenn er seine Ruhe hat und lesen kann.

Soweit, sogut.

Ich mochte beide Schwestern. Dieo war mir nahe, weil sie mit ihrem Perfektionismus in einen Teufelskreis geraten ist, aus dem sie so leicht nicht mehr rauskommt. Kommt mir bekannt vor, doch das ist ein anderes Thema und gehört nicht hierher. Sie möchte es allen recht machen und ist beeinflussbar, insbesondere von ihrer Mutter. Wie sonst könnte man es erklären, dass ihre Mutter ihr bislang immer ausgeredet hat, die Familie ihres Vaters im Senegal zu besuchen? Sogar nach dem Tod des Vaters will sie ihrer Tochter diese für Dieo wichtige Reise ausreden. Zazie dagegen ist erfüllt von Wut: Wut auf den allgegenwärtigen Rassismus, Wut auf den ständig auftauchenden Rassismus, Wut auf die Wut … Sie ist die erste in ihrer Familie und in ihrem Freundeskreis, die ein Studium abgeschlossen hat. Alle feiern mit ihr, und doch ist da immer wieder die Rede vom „ba-bösen“ Abschluss. Ist der Ausdruck wirklich nur scherzhaft gemeint? Gleichzeitig ist sie unsicher: Ist es wirklich okay, mit einem weißen Mann zu schlafen? Was, wenn es was ernstes wird? Kann das überhaupt gut gehen oder ist sie für ihn nur eine Trophäe?

Unterm Strich hat die Reise der beiden in den Senegal und die Zeit, die sie mit der Familie ihres Vaters verbringen, auf beide eine reinigende Wirkung. Als sie nach der Trauerfeier zurückkommen, blicken sie beide mit anderen Augen auf die Welt und kommen mit sich selbst ins Reine. Und das finde ich schön und ich freue mich für die (fiktiven) Schwestern.

Deine

Graver, Elizabeth – Kantika

Informationen zum Buch:
erschienen am 20. Februar 2024
mare Verlag
368 Seiten
ISBN 978-3-86648-710-9
übersetzt von Juliane Zaubitzer

Klappentext / Zusammenfassung:
Als sich in den 1920ern die Stimmung in Europa verdunkelt, beginnt die Odyssee Rebecca Cohens von Istanbul über Barcelona und Havanna bis nach New York. Unterwegs wird sie zur Ehefrau und Witwe, muss ihre Eltern zurücklassen, um ihren Kindern eine Zukunft zu bieten, und ihr Schicksal einem Mann anvertrauen, den sie nur aus Briefen kennt. Doch überallhin trägt sie ihre Erinnerung und ihre Lieder und baut sich daraus gegen alle Widerstände eine neue Heimat.

Meine Meinung:
Liebe Leserin, lieber Leser,

die Autorin schreibt in ihrem Nachwort folgendes:
„Obwohl Kantika ein Roman ist, habe ich mit der Grenze zwischen Fakt und Fiktion gespielt und mich auf die Erfahrungen realer Personen gestützt, vor allem meiner Großmutter mütterlicherseits, Rebecca Baruch Levy, geborene Cohen (1902-1991). Für diverse Protagonisten habe ich echte Namen verwendet, so auch Rebeccas, während deren Innenleben meiner Fantasie entspringt. Ich habe historische Ereignisse, Familiengeschichten und Fotografrien eingeflochten, aber auch Fakten geänder und bei jeder Gelegenheit frei erfunden.“ Im weiteren Verlauf schreibt sie, dass sie sowohl ihre Großmutter als auch ihre Onkel und Tanten, soweit sie noch am Leben waren, interviewt hat und dass die Mitschnitte dieser Gespräche die Grundlage ihres Romans sind. Und ganz ehrlich? Sie hat einen phantastischen Roman geschrieben!

Ich habe an mehreren Stellen gelesen, Elizabeth Graver habe mit ihrem Roman ihrer Großmutter ein Denkmal gesetzt. Diese Stimmen haben recht, schreibt sie doch auf eine Art und Weise, die den Leser (in diesem Fall: mich) sehr schnell in die Geschichte zieht. Ich wollte unbedingt wissen, wie es mit Rebecca weitergeht. Was ist mit ihrer besten Freundin aus Kindertagen? Wie geht es ihrer Familie? Wie geht sie selbst mit Schicksalsschlägen um? Welches Verhältnis hat sie zu ihren Eltern und Geschwistern? Wo fühlt sie sich heimisch? Was ist los mit ihrem ersten Ehemann? Im gesamten Roman ist Rebecca die zentrale Figur. Es gibt „nur“ einen Erzählstrang, und das ist Rebeccas Leben. So erfahren wir mit ihr zusammen, dass sie Witwe geworden ist. Wir sind an ihrer Seite, als sie ihren zweiten Ehemann kennen- und lieben lernt. Und wir erleben, wie aus Rebecca als Kind eine starke Frau wird, die sich ihrer Stärke nicht bewusst ist, immer wieder zweifelt und sich doch durchbeißt. Wir erleben, wie sie ihre Stieftochter kennenlernt und sich ihrer annimmt, auch wenn sie sich dadurch Feinde macht.

Meiner Meinung nach ist Elizabeth Graver ein wirklich starker Roman gelungen. Sie zeigt anhand ihrer eigenen Großmutter, was Frauen zu leisten hatten, wenn die Männer schwach oder im Krieg waren. Aufgrund der persönlichen Beziehung der Autorin zu den Protagonisten und durch die Fotos, die jedem Kapitel voran gestellt und auf die in den Kapiteln jeweils Bezug genommen wird, bekommt auch der Leser einen Eindruck von Rebecca und ihrer Familie. Das macht das Lesevergnügen gleich doppelt intensiv.

Dieser Roman bekommt von mir eine klare Leseempfehlung.

Achja, eines noch: Ist Dir aufgefallen, dass der Name der Übersetzerin auf dem Cover steht? Finde ich großartig!

Deine

Keller, Timothy – Warum Gott?

Informationen zum Buch:
erschienen am 21. Juni 2023
Verlag Brunnen
336 Seiten
ISBN 978-3765520310
übersetzt von Friedemann Lux

Klappentext / Zusammenfassung:
Warum Gott? Ist es heute noch vernünftig zu glauben? Führt der Glaube an den einen Gott nicht zu Gewalt und Terror? Kann Religion uns heute noch Antworten auf die drängenden Fragen der Zeit geben? Hat die Wissenschaft nicht den Glauben an Gott längst widerlegt? Diesen und anderen Fragen geht Timothy Keller in seinem Bestseller nach. Er findet Antworten, die überraschen und die nachdenklich werden lassen. Und er nennt gute Gründe für den Glauben. Tim Keller schreibt präzise und unterhaltsam. Die beste Begründung des Glaubens, die in diesem Jahrhundert geschrieben wurde. Aber Vorsicht: Wer es mit ehrlichem Herzen und offenen Verstand liest, muss sich darauf einstellen, Gott zu begegnen. Dr. Markus Spieker, TV-Hauptstadtkorrespondent und Buchautor

Meine Meinung:
Liebe Leserin, lieber Leser,

dieses Buch war nicht leicht zu lesen. Ich hatte anfangs ziemliche Probleme damit, dass Mr. Keller immer wieder auf seine Gemeinde in New York verwies, wie er was angegangen ist und wieviel und welches Lob er wofür bekommen hat. Doch mit der Zeit kam ich immer mehr in die Materie hinein und ich muss zugeben: Es ist gut. Es beleuchtet den christlichen Glauben aus der Sicht desjenigen, der auf der Kanzel steht und predigt. Es ist die Sicht des Seelsorgers, der immer wieder die gleichen Fragen nach Gott und dem Glauben beantwortet und dadurch irgendwann zu dem Schluss kommt, dass es noch viel Aufklärungsbedarf gibt und ein Buch hierbei hilfreich sein könnte. Und dieses Buch hat er geschrieben.

Für mich ist „Warum Gott?“ eine gute Ergänzung zu C.S. Lewis „Pardon, ich bin Christ“. Wo der eine als Priester erklärt, erklärt der andere rein aus der Logik heraus. Und beide kommen zu dem gleichen Schluss: Nur durch den Glauben an Gott und seine Wunder kann vieles von dem, was hier auf Erden geschieht, erklärt werden. An Gott zu glauben ist das einzig logische und gleichzeit wunderbarste, was ein Mensch machen kann.

Deine

DeVries, Danara – When Snowflakes fall – (K)ein Lord zu Weihnachten

Informationen zum Buch:
erschienen am 14. November 2023
Verlag tolino media
372 Seiten
ISBN 978-3757975968

Klappentext / Zusammenfassung:
Sie bietet ihm die Couch, doch er nimmt ihr Herz. Nessa Marshall hat die Vergangenheit hinter sich gelassen und ist endlich wieder glücklich. Ihre Lodge ist über die Wintermonate komplett ausgebucht. Aber das war auch zu erwarten. Ketchum ist der ideale Ort, um sich eine Auszeit zu gönnen. Eine dicke Schneeschicht dämpft die Geräusche, klarer Sonnenschein taucht die Berglandschaft in ein glitzerndes Licht und Weihnachten steht kurz bevor. Nichts könnte diese Idylle ruinieren, bis eines Tages der mürrische Remy an ihrer Theke sitzt. Durchgefroren, mittellos und auf der Suche nach einem Bett. Kurzerhand bietet sie ihm ihre Couch an, in der Hoffnung, dass es sich nur um eine Nacht handelt. Leider benötigt die Werkstatt länger und somit ist sie gezwungen, ihn weiterhin als Schlafgast zu akzeptieren. Ihr anfängliches Misstrauen ihm gegenüber löst sich schnell auf, denn Remy entpuppt sich als Gentleman. Er packt an, wo er gebraucht wird, und bringt Nessas Herz zum Schmelzen. Wird er seine Reise fortsetzen oder kann Nessa seinen rastlosen Geist zur Ruhe bringen? Ein zauberhafter Weihnachtsroman im winterlichen Idaho mit Happy End Garantie!

Meine Meinung:
Liebe Leserin, lieber Leser,

findest Du es auch ätzend, wenn der Klappentext nicht einen groben Inhalt des Buches wiedergibt, sondern auch eine Info raushaut, die aus dem Nichts zu kommen scheint? Oder was hat es mit der Werkstatt auf sich, die dort erwähnt ist? Ganz einfach: Remys Auto ist Schrott und er landet auf Nessas Couch, weil in Ketchum grade Hochsaison ist und alle Hotels und Pensionen ausgebucht sind. Und weil er abgebrannt ist, macht er sich nützlich: Er hilft in der Lodge, um sich sein Sofa zu „verdienen“. Und er hilft beim Räumen der Straßen, um die Reparatur seines Wagens abzuarbeiten. Er ist Retter in der Not, harter Kerl und Softy in einem. Doch was hat es mit dem „Lord“ aus den Buchtitel auf sich?

Das Buch ist schön. Es hat alles, was eine Romanze in der Weihnachtszeit braucht: Liebenswerte Charaktäre, ein wenig Drama, Humor, Gefühlschaos, ganz viel Schnee und reichlich Weihnachtsfeeling und -deko. Achja, die doch etwas vorhersehbare Story gehört irgendwie auch dazu. Finde ich zumindest. Alles in allem habe ich das Buch genossen. Es ist ideal für einen gemütlichen Nachmittag auf dem Sofa, in eine Decke eingekuschelt und mit einer schönen Tasse Tee neben sich, während draußen dicke Flocken vom Himmel schweben.

Und die ersten drei Bände der „Almost Weihnachtsromanzen“ von Danara DeVries stehen auf meiner Wunschliste.

Deine

Oswald, Susanne – Wintertee im kleinen Strickladen in den Highlands

Informationen zum Buch:
erschienen am 20. Oktober 2020
Verlag Harper Collins
368 Seiten
ISBN 978-3959675451

Klappentext / Zusammenfassung:
Chloe liebt das Leben in der Natur am Loch Lomond. Hier hat sie ihre Leidenschaft für Kräuter und Teemischungen entdeckt. Doch für ihren Job als Psychologin und ihren Freund Scott pendelt sie nach Glasgow. Sie weiß, dass sie eine Entscheidung treffen muss, denn dieses Leben zwischen den Welten macht sie nicht glücklich. Als sie sich auf die Reise zu ihrer Großmutter macht, um ihr nach dem Tod des Großvaters beizustehen, scheint ihre Zukunft mit jedem Tag ein wenig klarer vor ihr zu liegen. Auch wenn der Weg in diese Zukunft so verschlungen ist wie die Maschen, die Chloe als Strickanfängerin auf den Nadeln zu halten versucht, nimmt sie die Herausforderungen an und wagt etwas Neues.

Meine Meinung:
Liebe Leserin, lieber Leser,

wieder einmal hat es Susanne Oswald geschafft, einen Roman zu schreiben, der ans Herz geht und doch nicht kitschig ist. Dieses Mal begleiten wir Chloe durch das Auf und Ab ihrer Entscheidungsfindung: Kräuter und Tee am Loch Lomond mit guten Freunden und einem behaglichen Strickladen gleich um die Ecke, oder doch lieber Glasgow mit der Liebe ihres Lebens und ihrem ausfüllenden Job als Psychologin? Natur oder Großstadt? Die Entscheidung ist alles andere als leicht, doch dann hilft (mal wieder) das Schicksal: Ihr Großvater liegt im Sterben und obwohl sie seit vielen Jahren keinen Kontakt hatten, erfüllt sie seinen letzten Wunsch und reist nach Wales zu ihm und ihrer Großmutter. Kurz darauf entschläft der alte Herr und Chloe kommt erst jetzt, während sie ihrer Großmutter in dieser schweren Zeit zur Seite steht, dazu, ihn ein wenig kennenzulernen. Und sie hat viel von ihm, unter anderem die Liebe zu Kräutern. Und im Endeffekt hat sie es ihm zu verdanken, dass in ihrem Leben gleich mehrere folgenschwere Entscheidungen getroffen werden, die Chloes Leben von Grund auf auf den Kopf stellen und es ungemein bereichern.

Was hat dieses Buch mit mir gemacht? Zweierlei: Ich habe wieder zu meinen Stricknadeln gegriffen und ich habe Pläne für meinen eigenen Garten, die alt sind und jetzt endlich in Angriff genommen werden. Ja, Kräuter und Wildpflanzen sollen hier einziehen und so Mutter Natur ein wenig unter die Arme greifen. Manchmal braucht es einfach ein wenig Romance aufm Nachttisch, um im realen Leben auf die richtige Spur zu kommen.

Deine

Wächter, Romy – Paranuit – Der Mensch ist was er tut, nicht was er sagt

Informationen zum Buch:
erschienen am 2. Dezember 2023
Verlag tolino media
264 Seiten
ISBN 978-3757982812

Klappentext / Zusammenfassung:
Drei tote Frauen, drei, die nur knapp überlebt haben und keine Spur. Der Fall scheint aussichtslos, aber Mordermittler Kolja Lorenz gibt nicht auf. Seine Suche nach Hinweisen führt ihn in den berüchtigten BDSM – und Sexclub Velvet, wo er die Bekanntschaft einer rätselhaften Dunkelhaarigen macht. Lorenz gibt deren Werben nach, nicht ahnend, dass diese Entscheidung schon bald sein gesamtes Lebenskonzept ins Wanken bringen wird. Denn Esther Sander, so der Name seiner Schicksalsbegegnung, hütet mehr als nur ein Geheimnis…

Meine Meinung:
Liebe Leserin, lieber Leser,
dieser Roman ist nicht einfach. Zum einen ist da der Fall, an dem Kolja grade arbeitet: Frauen verschwinden und tauchen Wochen später wieder auf, zum Teil tot, zum Teil schwer verletzt. Doch die Überlebenden können sich an nichts erinnern. Zum anderen sind da die BDSM-Szenen, die ziemlich explizit beschrieben werden – und bei denen klar gemacht wird, dass beide Beteiligten einander unbedingt vertrauen müssen. Esther Sander, die Kolja im Zuge seiner Undercover-Ermittlungen in dem BDSM-Club „Velvet“ kennenlernt, macht aus ihrem Herzen keine Mördergrube, sagt, was sie denkt und redet nicht lange um den heißen Brei. Sie hat sehr gute Freunde, die sich um sie kümmern und sie beschützen, wo sie Schutz braucht. Und schnell gehört auch Kolja dazu. Sie hilft ihm, zu seinen Gefühlen zu stehen und sein Privatleben neu zu ordnen. Er „revanchiert“ sich durch Verständnis, Hilfsbereitschaft und Verlässlichkeit.

Nachdem ich mich mit dem Thema BDSM in dem Roman erstmal angefreunden musste, sind mir Esther und Kolja schon fast ans Herz gewachsen. Alle Protagonisten, also auch Esthers Freunde, sind tiefgründig und sehr einfühlsam beschrieben. Die BDSM-Praktiken werden sachlich erzählt und es wird immer wieder auf das grenzenlose Vertrauen zwischen den Sexualpartnern hingewiesen. In Gesprächen, die Kolja mit allen Beteiligten führt, wird klar, dass es sich um ganz normale, aber auch sehr einfühlsame Menschen handelt. Der Kriminalfall ist der rote Faden, der sich durch das ganze Buch zieht und der immer wieder überraschende Wendungen erfährt.

Unterm Strich hat mir das Buch sehr gut gefallen. Es ist ausgefeilt, respektvoll und fesselnd. Ich würde mich sehr freuen, mehr von Romy Wächter lesen zu dürfen.

Deine