Miles, Terry – Rabbits

Informationen zum Buch:
erschienen am 21. März 2022
Penguin Verlag
491 Seiten
ISBN 978-3-328-60227-9
übersetzt von Kai Andersen

Klappentext / Zusammenfassung:
Seit vielen Jahren hat K keine Familie mehr und kann sich nur noch auf zwei enge Freunde verlassen – Chloe und Baron. Gemeinsam sind sie süchtig nach RABBITS. Niemand weiß genau, seit wann dieses geheime Spiel im Untergrund existiert. Wann endlich die nächste Runde beginnt. Wer mitspielt. Was der Gewinner bekommt. Doch diese eine Regel ist klar: Die Spieler dürfen nicht darüber sprechen. Und wer gegen die Regel verstößt, schwebt in Lebensgefahr. So wie ein berühmter Ex-Spieler, der K einen Auftrag erteilt und plötzlich spurlos verschwindet. Alarmiert schlägt K alle Warnungen in den Wind und fängt an, den Hinweisen zu folgen – ohne zu ahnen, dass die gefährlichste RABBITS-Runde aller Zeiten längst begonnen hat.

Meine Meinung:
Liebe Leserin, lieber Leser,

als ich das Buch durchgelesen hatte, fiel mir nur eines ein:

Holla, die Waldfee!

Was für ein hammerstarkes Buch! Ich kann voll und ganz nachvollziehen, dass dieses Buch auf bookstagram so gehyped wurde.

Von der ersten Zeile an war ich im Buch gefangen. Bereits auf Seite 80 habe ich es einem guten Freund empfohlen. Abends habe ich es aus Vernunftgründen weggelegt – und weil grade im Buch stand:
„Wir machen das morgen“, fügte ich hinzu. „Jetzt wird erst mal geschlafen.“
Wer wäre ich, dass ich solch expliziten Anweisungen nicht Folge leisten würde? Richtig: Ich. Doch in diesem Fall tat ich es. Wie gesagt, aus Vernunftgründen. Am liebsten hätte ich die Nacht durchgelesen, aber ich weiß, dass das selten eine gute Idee ist, wenn frau am nächsten Tag fit sein muss.

Ungefähr nach der Hälfte des Buches dachte ich, ich würde den Hintergrund der ganzen Verwirrungen, die K. erlebt, kennen – doch ich irrte mich gewaltig! Alles, was ich in Bezug auf die Story zu glauben meinte, erwies sich früher oder später als falsch. Und jede neue Erkenntnis drängte mich, weiterzulesen.

Einen Thriller wie diesen habe ich noch nicht in Händen gehabt und es fällt mir wirklich schwer, ihn zu beschreiben oder meine Eindrücke in Worte zu fassen. „Rabbits“ ist ein Buch, das mich atemlos zurückgelassen hat. Es ist ein Thriller, nach dem ich eine Thriller-Pause brauche, weil jeder andere im Verlgeich blass erscheinen muss.

Wow!

Johann, Petra – Der Buchhändler

Informationen zum Buch:
erschienen am 14. März 2022
Aufbau Verlage
431 Seiten
ISBN 978-3-352-00969-3

Klappentext / Zusammenfassung:
Nach einem einschneidenden Ereignis verlässt der vierunddreißigjährige Erik seine Heimat und übernimmt in einer bayrischen Kleinstadt eine Buchhandlung. Der Neustart scheint zu gelingen. Erik fühlt sich in Neukirchen wohl – bis die Tochter eines seiner neuen Freunde verschwindet. Die Grundschülerin hat in aller Frühe ihr Elternhaus verlassen und ist nicht zurückgekehrt. 

Eine groß angelegte Suche beginnt. Hauptkommissarin Judith Plattner, die nach einem persönlichen Schicksalsschlag nie wieder eine Ermittlung leiten wollte, übernimmt den Fall. Nach und nach verdichten sich die Hinweise, dass jemand aus dem Umfeld des Mädchens für sein Verschwinden verantwortlich ist. Schon bald richten sich alle Augen auf Erik, den Neuen. Und dann macht jemand eine Entdeckung – mit fatalen Folgen. 

Ein hintergründiger Thriller über eine Gemeinschaft, in der die Angst die Macht übernimmt.

Meine Meinung:
Liebe Leserin, lieber Leser,

bei diesem Buch habe ich mich mal wieder gefragt, worin der Unterschied zwischen „Thriller“ und „Krimi“ liegt. Wenn ich gefragt worden wäre, hätte ich dieses Buch eher als Krimi eingeordnet. Aber ehrlich gesagt, ist das nicht wirklich wichtig.

Das Buch ist gut. Wirklich gut. Ich habe es in zwei Tagen gelesen, das will schon was heißen, schließlich habe ich neben Lesen noch eine „kleine“ Nebenbeschäftigung (Familie, Haushalt …).

Also, über den Inhalt brauche ich nicht viel erzählen, da er im Klappentext bereits grob umrissen wird. Jede weitere Info würde nur spoilern, und das möchte ich nicht. Was ich aber verraten kann: Im Laufe der Ermittlungen wird mehr als ein Geheimnis aufgedeckt und mehr als eine Person bekommt Ärger, aus verschiedenen Gründen.

Was dieses Buch gut aufzeigt, ist, dass man nicht in andere Menschen hineinsehen kann. Jeder Mensch hat ein Geheimnis, mal schlimmer, mal weniger schlimm. Wir wissen nicht, was sich hinter den Türen der Nachbarn für Dramen abspielen. Der Schein wird gewahrt, auch wenn vielleicht grade ein Rosenkrieg herrscht. Auch wird gezeigt, dass Vorurteile und Vorverurteilungen sehr schlimme Folgen haben können. Und manchmal wohnt das Böse gleich nebenan …

Lieben Gruß,
Deine


Smith, Tom Rob – Kolyma

Informationen zum Buch:
erschienen am 09. August 2010
Verlag Goldmann
473 Seiten
ISBN 978-3-442-47235-2
übersetzt von Armin Gontermann

Klappentext / Zusammenfassung:
Kolyma – das ist der Vorhof der Hölle. Am äußersten Rand von Sibirien gelegen, tausende Kilometer von Moskau entfernt, gibt es hier nur Steine, Schnee, Permafrost – und Lager. Die schlimmsten Gulags der Sowjetunion. In diese eisige Wüste lässt Leo Demidow sich einschmuggeln, denn seine Tochter wurde entführt, und ihr Leben steht auf dem Spiel. Doch als einer der Mithäftlinge ihn als ehemaligen KGB-Agenten enttarnt, sitzt Leo plötzlich in einer tödlichen Falle …

Meine Meinung:
Liebe Leserin, lieber Leser,

Leo Demidow, der Agent aus „Kind 44“, ermittelt wieder. Diesmal verschlägt es ihn in Hölle auf Erden: Ein Arbeitslager in Sibiren. Es gibt nur Kälte, Arbeit und Entbehrungen, Misstrauen, Angst und Wut.

Stalin ist gestorben, Chruschtschow ist an der Macht und distanziert sich deutlich von den Methoden seines Vorgängers. Die UdSSR befindet sich im Umbruch. Geheimagenten werden noch weniger gut gelitten als zuvor. Und dann kommt die Frau von Leos ersten Verhafteten frei und beginnt ihren Rachefeldzug: Sie entführt Leos Adoptivtochter, um ihn zu zwingen, ihren Mann aus dem Gulag Kolyma zu befreien. Und damit beginnt das Abenteuer, das an Spannung und Brutalität nichts zu wünschen übrig lässt.

Wieder hat T.R. Smith sehr gut recherchiert und bringt dem Leser die Atmosphäre der Zeit und insbesondere im Gulag sehr nahe. Wieder habe ich das Buch nur schwer aus der Hand legen können. Und wieder war das Buch viel zu schnell zu Ende und ich musste erstmal nach Luft schnappen. Hammer!

Atemlose Grüße,

Deine

Smith, Tom Rob – Kind 44

Informationen zum Buch:
erschienen am 04. Januar 2010
Goldmann Verlag
509 Seiten
ISBN 978-3-442-47207-9
übersetzt von Armin Gontermann

Klappentext / Zusammenfassung:
Moskau 1953. Auf den Bahngleisen wird die Leiche eines kleinen Jungen gefunden, nackt, fürchterlich zugerichtet. Doch in der Sowjetunion der Stalinzeit gibt es offiziell keine Verbrechen. Und so wird der Mord zum Unfall erklärt. Der Geheimdienstoffizier Leo Demidow jedoch kann die Augen vor dem Offenkundigen nicht verschließen. Als der nächste Mord passiert, beginnt er auf eigene Faust zu ermitteln und bringt damit sich und seine Familie in tödliche Gefahr …

Meine Meinung:
Liebe Leserin, lieber Leser,

dieses Buch wurde mir von meinem Lieblingsbuchhändler empfohlen. Und wenn er empfiehlt, dann kaufe ich. Denn inzwischen kennt er mich bzw. meinen Lesegeschmack wohl recht gut und auch in diesem Fall war seine Empfehlung ein Volltreffer.

Wir befinden uns in Moskau unter Stalins Herrschaft. Dies war eine Zeit, wo es in der UdSSR keine Verbrechen gab. Verbrechen sind immer kapitalistisch motiviert, so die aufdiktierte Meinung, und Kommunisten sind halt bessere Menschen. Damit das so bleibt, gibt es Leute wie Leo Demidow, die für den Geheimdienst arbeiten und jeden noch kleinen Verdacht mit erbarmungsloser Härte verfolgen und bestrafen. Letzteres bedeutet Folter und Tod.

Und dann wird der Sohn eines Kollegen tot aufgefunden. Alle, die die Leiche gesehen haben, sagen, es sei Mord. Doch da es keine Morde geben darf, werden sie mundtot gemacht. Genauer gesagt, Leo Demidow muss sich darum kümmern, dass die Gerüchte im Keim erstickt werden, was ihm auch gelingt.

Aufgrund einer Verhaftung in einem anderen Fall und des Neids eines Untergebenen, kommt Leo auf die Abschussliste des Geheimdienstes. Da er aber ein gutes Verhältnis zu seinem Vorgesetzten hat, wird er nicht in ein Gulag geschickt, sondern in einem Dorf der Miliz unterstellt. Und dort taucht eine Leiche auf, die genauso zugerichtet wurde wie der Junge in Moskau.

Leo beginnt zu ermitteln. Zunächst auf eigene Faust, doch irgendwann kann er den Leiter der Miliz überzeugen, ihn zu unterstützen. Heraus kommt, dass es zu diesem Zeitpunkt bereits über 40 Morde gab, alle nach dem gleichen Schema. Der Junge in Moskau ist Nummer 44. Und Leo kommt in Fahrt.

Mein Fazit:
Ein Thriller, der seinen Namen verdient. Die Handlung ist dicht. Die Lebensumstände sowohl in der UdSSR unter Stalin als auch in Leos Leben werden gut beschrieben und in die Handlung integriert. Schnell stellte sich bei mir ein Gefühl der Beklemmung ein. Wie mag es sein, wenn man auf Schritt und Tritt überwacht wird und man im Endeffekt noch nicht mal seiner eigenen Familie trauen kann? Wie mag es sein, wenn einem weisgemacht wird, im Kapitalismus mit seinen vollen Regalen ist alles schlecht, während man selbst stundenlang für einen Laib Brot ansteht? Und dann Leos Kampf gegen die Windmühlenflügel der Kommunistischen Staatsgewalt und der Aussage: Es gibt bei uns keine Verbrechen.

Dieses Buch benötigt unbedingt:
– mehrere Stunden ungestörte Lesezeit
– einen großen Vorrat Tee oder Kaffee
– Nervennahrung
– Wolldecke

Viel Spaß damit,
Deine

Menger, Ivar Leon – Als das Böse kam

Informationen zum Buch:
erschienen am 20.07.2022
Verlag dtv
320 Seiten
ISBN 978-3-423-26339-9

gewonnen auf http://www.vorablesen.de

Klappentext / Zusammenfassung:
Seit Jahren verstecken sie sich auf der Insel: Mutter, Vater, zwei Kinder. Die Bedrohung ist allgegenwärtig – die Fremden vom Festland wollen die Familie auslöschen. Im selbstgebauten Schutzraum fühlen sie sich sicher. Bis die sechszehnjährige Juno eines Nachts eine furchtbare Entdeckung macht. Das Böse ist schon gefährlich nah …

Meine Meinung:
Liebe Leserin, lieber Leser,

Juno ist 16 Jahre alt und in völliger Abgeschiedenheit aufgewachsen. Seit 12 Jahren lebt sie mit ihren Eltern und ihrem Bruder auf einer Insel in Schweden, ohne Kontakt zur Außenwelt. Der Alltag ist von Ritualen bestimmt: Juno hilft im Haushalt, ihr Bruder braucht dies nicht. Unterrichtet werden die Kinder von der Mutter. Der Vater kümmert sich darum, dass das Haus instand gehalten wird und dass es immer genug Feuerholz zum Heizen und Kochen gibt. Außerdem fährt er einmal im Monat über den See und kauft die Dinge, die sie auf der Insel nicht anbauen, jagen oder fischen können. Auf der Insel können sich die Kinder frei bewegen. Doch es gibt ein paar Verbote: Montags, wenn der Briefträger „Onkel Ole“ kommt, müssen die Kinder auf ihren Zimmern bleiben. Sie dürfen die Insel nicht verlassen. Sie dürfen das Arbeitszimmer des Vaters nicht betreten. Und wenn die Sirene heult, müssen sie alles stehen und liegen lassen und in den Schutzraum unter der Küche rennen, bis die Gefahr vorbei ist. Denn die Familie ist in Gefahr: Die Fremdlinge aus dem Südland trachten ihnen nach dem Leben und nur die Wächter aus dem Nordland können sie beschützen.

In dieser Atmosphäre der Angst und Unwissenheit wachsen die Kinder auf.

Doch dann unterläuft Juno ein schwerwiegender Fehler, der die Dinge ins Rollen bringt.

Beim Lesen des Buches habe ich mehrmals gedacht: „Warum macht sie das?“ und „Es ist doch klar, dass …“, bis mir wieder einfiel, unter welchen Umständen Juno aufgewachsen ist. Sie hatte keinerlei Zugang zu den Dingen, die uns selbstverständlich erscheinen: keine Bücher (außer ein altes Märchenbuch und Naturkundebücher), keine Zeitungen, kein Radio oder Fernseher und schon gar kein Internet. Sie war völlig isoliert. Und genau in dieser anfänglichen Unwissenheit liegt der Charme der Geschichte. Es ist spannend mitzuerleben, wie Juno sich im Laufe der Zeit Dinge zusammenreimt, mutiger wird, Risiken eingeht. Und ganz plötzlich merkt man, dass die Geschichte unheimlich an Fahrt aufgenommen hat und den Leser förmlich atemlos mitreißt.

Wenn ich bedenke, dass „Als das Böse kam“ das erste Buch von Ivar Leon Menger ist, kann ich nur hoffen, dass seine nächsten Bücher mindestens genauso spannend werden. Ich werde auf jeden Fall die Augen offen halten.

Liebe Gruß,