Cullen, Lynn – Die Formel der Hoffnung

Informationen zum Buch:
erschienen am 27. September 2023
Fischer Verlag
464 Seiten
ISBN 978-3949465130
übersetzt von Maria Poets

Klappentext / Zusammenfassung:
Dr. D.M. Horstmann ist eine Frau. Nie hätte der Chefarzt des Vanderbilt-Hospitals ihrer Einstellung zugestimmt, wenn er das geahnt hätte. Doch nun ist sie da. Und Dorothy Horstmann geht unbeirrbar ihren Weg. Sie hat nur ein Ziel vor Augen: ein Mittel gegen Polio zu finden. Zu viele Kinder hat sie um Luft ringen und sterben sehen. Oder von Lähmungen gezeichnet. Die berühmten Forscher in ihrem Umfeld zweifeln an ihren Annahmen zur Verbreitung des Virus, aber sie wird ihnen beweisen, dass sie recht hat – um jeden Preis. Im Wettlauf gegen die Zeit wird sie zur mutigen Pionierin.

Nach einer wahren Geschichte – ein beeindruckendes Porträt der Stärke und Solidarität von Frauen.

Meine Meinung:
Liebe Leserin, lieber Leser,

in den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts hatten Frauen in der männerregierten Welt sich nur um die drei K zu kümmern: Küche – Kinder – Kirche. Intelligenz wurde Frauen im allgemeinen abgesprochen, egal, wieviele Gegenbeispiele die Geschichte bereits aufzubieten hatte. Das war also schonmal das eine Vorurteil, mit dem Dorothy Horstmann zu kämpfen hatte. Das andere war ihre Körpergröße von 1,85m. Damit war sie größer als so mancher Mann, was diese nur schwer verknusen konnten. Doch sie hatte von Anfang an gelernt, zu kämpfen und sich durchzubeißen: Aus armen Verhältnissen kommend hat sie es geschafft, auf die Universität zu gehen und Medizin zu studieren. Und so kam es, dass sie auf der Poliostation des Vanderbilt-Hospitals als Assistenzärztin begann.

Dorothy Horstmann war eine unglaublich starke Frau, die sich ihren Weg und den Respekt ihrer Kollegen erkämpft hat. Sie hat nie nachgelassen in ihrer Forschung rund um das Poliovirus, unabhängig von der Meinung ihrer Kollegen. In manch einer Forschungsarbeit wurde ihr Name nicht einmal erwähnt, außer, wenn die Forschung nicht das erwünschte Ergebnis brachte. Ihre männlichen Kollegen haben sich gern an ihren Ideen und Zwischenergebnissen bedient und Dorothy Horstmanns Einsatz dabei großzügig unter den Tisch fallen lassen. Doch sie hat es geschafft, sich gegen alle Widerstände durchzusetzen. Wie allgemein bekannt, gibt es einen Impfstoff gegen Poliomyelitis, durch den die schreckliche Kinderlähmung inzwischen nahezu ausgerottet wurde – auch dank Dorothy Horstmann. Allerdings hat sie dafür einen sehr hohen Preis zahlen müssen.

Bis dato hatte ich noch nie von Dorothy Horstmann gehört. Generell hatte ich mich nicht mit Polio auseinandergesetzt, warum auch. Ich bin nie damit in Berührung gekommen. Bereits in meiner Kindheit in den 1970er Jahren gab es auf den Straßen fast keine Kinder mehr, die unter den Folgen dieser grausamen Krankheit leiden mussten. Ich erinnere mich noch, wie ich mit meiner Tante, ihren Kindern und Kindern aus der Nachbarschaft zum nahegelegenen Impfstützpunkt getigert bin, um meinen Zuckerwürfel mit dem Impfstoff abzuholen. „Schluckimpfung ist süß – Kinderlähmung ist grausam“ war damals der Slogan, der die Bevölkerung zum Impfen animierte. Das ist hängengeblieben. Dank Dorothy Horstmann und ihren Kollegen zum Glück nicht mehr.

Deine

Feyli, Melanie – Ich war erst Fünf

Informationen zum Buch:
erschienen am 20. September 2023 (erster Bestelltermin)
BoD Verlag
586 Seiten
ISBN 978-3748167112

Klappentext / Zusammenfassung:
Hexe Funktionella sah ihre Großmutter mit stark geschminkten, roten Lippen, bedrohlich auf sich zuschreiten. Großmutter Perfekta grinste hämisch und fordernd. Funktionella wurde übel, denn die böse Großmutter kam ihr mitterweile so nah, dass sie ihren sauren Atem riechen konnte. Das Hexenmädchen war noch klein und dennoch spürte es, dass die Situation etwas Düsteres in sich trug. Funktionellas Augen weiteten sich ängstlich und das Gesicht ihrer Großmutter mutierte langsam aber sicher ini das einer Fratze.

Keine leichte Kost.

Melanie Feyli,, geboren in einer Kleinstadt in Niedersachsen, lebt in einem verschlafenen 400-Seelendorf im Grünen. Ihr Leben war maßgeblich geprägt durch das Arbeiten in einer Regionalbank, bis ein Schicksalsschlag ihr Tun abrupt beendete. Daraus resultierende, plötzlich auftretende, schwarze Kinidheitserinnerungen und den anschließenden Verlauf einer langjährigen Traumatherapie, verarbeitet sie in diesem „Märchen“, was jedoch definitv keines ist.

Meine Meinung:
Liebe Leserin, lieber Leser,

wie es schon im Klappentext steht: Dieses Buch ist keine leichte Kost und definitiv kein Märchen. Also bitte bitte bitte nicht Kindern vorlesen! Und wer selbst Erfahrungen machen musste mit sexuellem und psychischem Mißbrauch, der lasse bitte auch die Finger von dem Buch!

Melanie Feyli beschreibt anhand des fiktiven Charakters der Hexe Funktionella, wie sich Missbrauch in der Kindheit auf das ganze Leben auswirken kann. Funktionella trägt ihren Namen zu recht: Sie funktioniert. Und sie nimmt alles hin, was das Leben ihr aufbürdet. Ihre größte Bürde ist allerdings ihre Großmutter Perfekta, die sie nach wie vor trietzt, wo sie nur kann. Doch eines Tages überschreitet Großmutter Perfekta eine Linie und Funktionellas Tochter Schillerella zieht die Reißleine und bringt ihre Mutter in einem Sanatorium unter. Dort lernt Funktionella, sich mit dem erlittenen Leid auseinanderzusetzen und schließlich auch, sich gegen ihre Großmutter zur Wehr zu setzen. Währenddessen nehmen sich Schillerella und ihre Freunde die Gegenwart vor, retten weitere Opfer von Perfekta und bereiten ein Umfeld vor, in dem sie heilen können. Doch der Weg ist lang und schmerzvoll.

Ich gestehe, ungefähr bei Seite 70 musste ich das Buch zur Seite legen, um das Gelesene zu verdauen. Es war einfach schrecklich und ich verstehe nicht, wie jemand einem Kind etwas derartiges antun kann. Ich verstehe es wirklich nicht.

Den Rest des Buches habe ich nahezu in einem Rutsch durchgelesen. Da ging es in erster Linie um Funktionellas Therapie sowie um Schillerellas Rettungsmission und die Vorbereitung eines „Safe Space“ für die befreiten Kinder.

Das ganze Buch ist sehr einfühlsam geschrieben und ich habe gemerkt, dass Melanie Feyli weiß, wovon sie schreibt. Sehr gut hat mir auch gefallen, dass nicht einfach nur die Geschichte erzählt wird (die weiß Gott nicht einfach ist!), sondern auch sehr viel aus der Traumatherapie in einfachen, nachvollziehbaren Worten erklärt wird. Ich habe aus diesem Buch sehr viel mitgenommen.

Deine