Walsh, Tríona – Schneesturm

Informationen zum Buch:
erschienen am 27. Dezember 2023
Verlag Fischer Taschenbuch
384 Seiten
ISBN 978-3596708994
übersetzt von Birgit Schmitz

Klappentext / Zusammenfassung:
Mord unter Freunden: kein Entkommen von der eisigen Insel

Eiskalter Winter, tosendes Meer: Cara und ihre Freunde treffen sich auf der irischen Insel Inishmore wieder. Zehn Jahre sind seit der Tragödie vergangen, die sie auseinandergerissen hat. Nun wollen sie den Jahrestag begehen. Die Feier hat kaum begonnen, als die Insel durch einen Schneesturm abgeschnitten wird; keine Fähre, kein Helikopter. Da kommt die Schreckensnachricht: Ein Mensch ist von den berüchtigten Steilklippen gestürzt worden. Alle sitzen in der Falle. Aus Freundschaft werden Lügen und Neid. Niemand weiß, wem er noch vertrauen kann. Denn der Mörder oder die Mörderin ist noch auf der Insel – und längst nicht am Ende angekommen.

Der pulsierende Bestseller, atmosphärisch und mit dramatischen Wendungen bis zum Schluss.

Meine Meinung:
Liebe Leserin, lieber Leser,

„Eiskalter Winter, tosendes Meer: Cara und ihre Freunde treffen sich auf der irischen Insel Inishmore…“, da hatte mich das Buch schon an der Angel. Seit ich in den 90er Jahren insgesamt viermal die grüne Insel besucht habe, ködert mich „Irland“. Und auch dieses Mal wurde ich nicht enttäuscht: Den Leser erwartet ein spannender Thriller mit durchdachten, ausgefeilten Protagonisten auf einer schönen Insel mit extremem Wetter.

Da ich während einer meiner Irland-Besuche einen Tag auf Inishmore verbringen durfte und auch einen der Schauplätze des Buches, das steinzeitliche Fort Dun Aengus, besucht habe, konnte ich mir alles richtig gut vorstellen. Doch auch ohne diese Vorkenntnisse kann man sich in dem Buch gut zurechtfinden und die Atmosphäre dieser eingeschworenen Gemeinde nachfühlen. Tríona hat all das wirklich sehr gut eingefangen und gefühlvoll beschrieben.

Dieses Buch ist ein Buch zum Durchsuchten. Wenn ich es zur Seite legen musste, weil das reale Leben meine geistige Anwesenheit erforderte, konnte ich es nicht erwarten, wieder in die Story einzutauchen. Es ist spannend und unvorhersehbar. Nein, ich wußte wirklich bis zum Schluss nicht, wer der Mörder/die Mörderin ist. Immer wieder nimmt die Geschichte eine Wendung, langsam aber sicher erfährt der Leser mehr über die Insel, die Freunde und den Grund, warum sich die einst so engen Freunde über den halben Erdball verteilt haben.

Deine

Doyle, Catherine – Sturmwächter – Magie von Innismore

Informationen zum Buch:
erschienen am 23. September 2019
Verlag Friedrich Oettinger GmbH
304 Seiten
ISBN 978-3789113437
übersetzt von Sylke Hachmeister

Klappentext / Zusammenfassung:
In den Tiefen der irischen Insel Arranmore beginnt sich die böse Zauberin Morrigan zu regen. Spätestens jetzt muss Fionn lernen, seine Magie zu kontrollieren. Bevor es zu spät ist! Doch das ist schwerer als erwartet, denn sein Großvater Malachy wird immer schwächer und mit jedem Tag kommen mehr Besucher mit seelenlosen Augen und bösen Absichten auf die Insel. Band 2 der Sturmwächter-Reihe von Catherine Doyle.

Meine Meinung:
Liebe Leserin, lieber Leser,

es ist schon länger her, dass ich dieses Buch gelesen habe. Genauer gesagt, es war im August 2020. Gekauft hatte ich das Buch, weil ich den ersten Teil einfach toll fand: voller Phantasie, irische Insel, mystisch, spannend …

Leider hält der zweite Band nicht, was der erste bereits erfüllte. Wenn ich mich recht erinnere, empfand ich die Geschichte als etwas arg verworren. Fionn ist Teenager und entsprechend geht in ihm alles drunter und drüber: Mit seiner Schwester versteht er sich nicht mehr so gut, sein Großvater wird immer schwächer und die unheimlichen Gestalten werden immer mehr und Fionn stellt sich ihnen fast alleine entgegen. Schließlich ist er ja der Sturmwächter!

Wie gesagt, Band 1 fand ich toll, Band 2 weit weniger. Ja, es sind Jugendbücher, angepeiltes Lesealter 10-12 Jahre. In dem Alter hätte ich wohl auch Band 2 toll gefunden und mich auf Band 3 gefreut. Jetzt, mit Ende 40, kann mich Band 2 nicht überzeugen.

Lieben Gruß,
Deine

Lynch, Paul – Grace

Informationen zum Buch:
erschienen am 13. Oktober 2021
Oktaven Verlag
550 Seiten
ISBN ‎ 978-3-7725-3022-7
übersetzt von

Klappentext / Zusammenfassung:
Eine Irland-Odyssee: Es begann damals 1845. Aber Grace, die einzigartige Heldin des Iren Paul Lynch, ist vollkommene Gegenwart in diesem bildreich-poetischen Roman, der mit ihren Sinnen und Gefühlen die grausame Wirklichkeit der großen Hungersnot erleben lässt. Grace, vierzehn, wird in Männerkleidern von zu Hause fortgeschickt, um irgendwo Arbeit, irgendwie Nahrung zu finden in einem Land, wo jeder danach sucht. Ihr zur Seite: der jüngere Bruder Colly. Seine muntere Stimme in ihrem Kopf. Und verschiedene andere merkwürdige Begleiter. Wer wird sie sein, wenn sie diese Wanderschaft durchsteht?

Meine Meinung:
Liebe Leserin, lieber Leser,

1845/46 herrschte in Irland eine große Hungersnot, in deren Folge ca. 1 Million Menschen verhungerten und eine weitere Million auswanderten. Damals verwaisten viele Dörfer und man kann ihre Ruinen noch heute sehen. Es ist bedrückend, zwischen den Mauern zu stehen und sich bewußt zu machen, dass hier Menschen lebten, liebten, lachten – und hungerten. Noch heute ist „The Great Famine“ in der irischen Seele wie eine offene Wunde präsent.

Vor diesem Hintergrund wird die Geschichte von Grace erzählt. Nein, sie wird nicht erzählt einfach nur erzählt, Grace erzählt ihre Geschichte. Es ist die Geschichte einer 14-jährigen, die von heute auf morgen von ihrer verwitweten Mutter die Haare geschnitten bekommt, in die alte Kleidung ihres Vaters gesteckt und dann aus dem Haus geschickt wird, um sich auf der Straße durchzuschlagen. Ihre Mutter ist froh über jedes Maul, das sie nicht stopfen muss und sie meint, Grace hat auf der Straße bessere Überlebenschancen.

Und Grace überlebt. Als Junge verkleidet, wandert sie gen Süden, immer auf der Suche nach etwas Essbarem und einem einigermaßen sicheren Schlafplatz. Das Leben auf der Straße ist hart und es geht auch an Grace nicht spurlos vorbei.

Es würde hier zu weit führen, all ihre Abenteuer auch nur anzuschneiden. Ich will ja nicht spoilern.

Mein Fazit:
Das Buch gibt einen eindrucksvollen Einblick auf „The Great Famine“ und schildert ein Schicksal von vielen, das sich so zugetragen haben könnte. Es war ein Wunschbuch von mir, doch leider hält es in meinen Augen nicht, was es versprach. Oder vielleicht waren meinen Erwartungen auch einfach zu hoch, ich weiß es nicht. Ich habe nicht bereut, es gelesen zu haben. Doch ich muss zugeben, dass es nicht das beste Buch zu diesem Thema ist, das ich kenne. „Trinity“ von Leon Uris behandelt zwar nicht ausschließlich die Große Hungernot, aber er beschreibt sie dermaßen eindringlich, dass mir die Bilder immernoch im Kopf sind.

Lieben Gruß,
Deine

Chalandon, Sori – Rückkehr nach Killybegs

Informationen zum Buch:
erschienen am 01. Oktober 2013
Verlag dtv
316 Seiten
ISBN 978-3-423-14828-3
übersetzt von Brigitte Große

Klappentext / Zusammenfassung:
In diesem in Frankreich vielfach ausgezeichneten Roman nähert sich Sorj Chalandon einem besonders aufwühlenden Ereignis seiner eigenen Biographie. Frei entlang der Lebensgeschichte eines engen Freundes erzählt er von einem IRA-Kämpfer, der zum Spion des britischen Geheimdienstes wird. Und entfaltet vor unseren Augen mit großer Wucht und in einfacher Sprache eine Tragödie. „Rückkehr nach Killybegs“ ist eine unerbittliche und aufwühlende Parabel über Gewalt, Krieg und Verrat.

Meine Meinung:
Liebe Leserin, lieber Leser,

ein Franzose, der über den nordirischen Bürgerkrieg schreibt? Das kann nix vernünftiges sein. Zumindest dachte ich das, als ich den Klappentext las. Denn ich muss gestehen: Ich kaufte das Buch wegen des Titels und dachte damals, das sei so eine seichte „Frau kommt in das Haus ihrer irischen Großmutter, um ihr Leben neu zu ordnen, verliebt sich in den Nachbarn und bleibt“-Geschichte. Tja, falsch gedacht, Smoky! Tatsächlich ist das Buch ganz anders: weder seicht noch schnulzig oder vorhersehbar. Ganz im Gegenteil: Ein fesselndes Buch über ein wichtiges Thema der irischen Geschichte.

Als alter Mann blickt Tyrone Meehan auf sein Leben zurück. Er ist in das Dorf seines Vaters, die Hütte seiner Kindheit zurückgekehrt und schreibt seine Erinnerungen auf – nicht als Erklärung oder Entschuldigung, sondern weil nur er weiß, warum er Jahrzehnte zuvor eine schwerwiegende, von außen nicht nachvollziehbare Entscheidung getroffen hat.

Das Ergebnis Tyrones Rückschau ist ein ergreifendes Buch, das mich mehr als einmal atemlos zurückgelassen hat, wenn ich eine Lesepause einlegen musste. Einfach erzählt, ohne viel Aktion und/oder detaillierter Beschreibungen von Kampfhandlungen, auf das wesentliche reduziert, ist „Rückkehr nach Killybegs“ ein Roman, der die Gefühle der Iren in Nordirland zwischen den 1930ern und den 1980er Jahren sehr gut transportiert: Frust, Angst, Wut, Hilflosigkeit, Verzweiflung, Gottvertrauen, Hass und Nationalstolz, alles gepaart mit einem unbedingten Überlebenswillen.

Mein Fazit: Wer sich für den irischen Bürgerkrieg, die „Troubles“, interessiert, sollte dieses Buch lesen. Es ist gut recherchiert, bringt die wichtigsten Ereignisse zur Sprache, ohne sie unnötig lang auszuführen, und vermittelt, wie ich finde, ein emotional sehr tiefes Bild der damaligen Zeit ohne pathetisch oder grausam zu sein. Von mir eine klare Leseempfehlung.

Lieben Gruß,

Joyce, James – Ulysses

Informationen zum Buch:
erschienen am 29.04.1996
Verlag suhrkamp taschenbuch
Seiten 1008
ISBN 978-3-518-39051-1

Klappentext / Zusammenfassung:
Der 16. Juni 1904 war ein ganz gewöhnlicher Tag, und dennoch ist er in die Geschichte der Weltliteratur eingegangen. An diesem Tag von acht Uhr früh bis drei Uhr morgens erlebt Leopold Bloom die Großstadt Dublin, und der Leser lernt mit ihm seine Handlungen, Begegnungen und Gedanken kennen: ›Ulysses‹, der Roman des Jahrhunderts. (Quelle: Suhrkamp)

1922 veröffentlichte der irische Schriftsteller James Joyce mit Ulysses einen der unkonventionellsten Romane aller Zeiten; er gilt heute als der moderne Roman schlechthin. Obwohl an der Oberfläche der simplen Handlung nicht viel passiert – ein Tag im Leben einiger alltäglicher Menschen in Dublin -, entfaltet Joyce auf annähernd 1000 Seiten eine moderne Version von Homers Odyssee. Im Zentrum stehen zwei Dubliner, die sich erst am Ende des Romans begegnen und deren 20-stündige Odyssee durch den Großstadtdschungel akribisch nachgezeichnet wird: der vaterlos-suchende Stephen Dedalus und der betrogene Ehemann und Außenseiter Leopold Bloom. In der „größten Schöpfung unter den Romanen des 20. Jahrhunderts“ (New York Times) konfrontiert Joyce den Leser mit einer Vielzahl von literarischen Stilformen: Da werden ganze Kapitel als Dialog geschrieben, unverständliche Slangwörter aneinandergereiht, oder die Prosa verwandelt sich vom Altenglischen über mehrere Zwischenstufen in die moderne Alltagssprache. Und dann ist da noch die von Joyce perfektionierte Technik des Bewusstseinsstroms („Stream of Consciousness“), die den Leser direkt in die oftmals chaotische Gedankenwelt der Protagonisten hineinwirft. Der Roman bricht mit allen Konventionen. Durch seine wenig spektakuläre Handlung, den kniffligen Aufbau und nicht zuletzt auch die sprachlichen Verfremdungen blieb dem Buch der große Publikumserfolg verwehrt. Auch heute noch gilt: Der Roman ist ein intellektuelles Vergnügen für literarisch gebildete Leser – aber Schwerstarbeit für alle anderen!
(Quelle: https://www.getabstract.com/de/zusammenfassung/ulysses/3418 )

Meine Meinung:
Liebe Leserin, lieber Leser,

dieses Buch schlummerte seit Jahrzehnten in meinem Regal. Ich hatte es vor gut 20 Jahren auch schonmal begonnen, aber aufgrund seiner Komplexität und für mich damals nicht nachvollziehbaren Handlung recht schnell aufgegeben. Seitdem lacht es mich an, allein mein Mut fehlte.

Dieses Jahr nahm ich einen neuen Anlauf. Das Buch hat an seinem Anspruch an den Leser nichts verloren, doch dieses Mal hatte ich den Biss, mich durchzukämpfen.

Nachdem ich die ersten 200 Seiten geschafft hatte, hatte ich den Dreh raus: Einfach lesen. Die Story entwickelt sich langsam und schweift sehr oft ab, findet aber immer wieder zum roten Faden zurück.

Der 16. Juni 1904 ist ein ganz normaler Tag in Dublin. Der geneigte Leser begleitet Leopold Bloom bei seinen ganz alltäglichen Verrichtungen, wie dem Gang zum Metzger und ins Badehaus oder zum Essen ins Restaurant. So gesehen gibt die Story nicht viel her, und man mag sich fragen, wie James Joyce es geschafft hat, dies auf über 1.000 Seiten zu strecken. Die Antwort ist einfach: Er hat nicht nur die bloßen Tätigkeiten und Begegnungen beschrieben, sondern ist auch tief in die Gedankenwelt der Protagonisten eingetaucht und er hat auch scheinbar nebensächliches so ausführlich beschrieben, als wäre es grade die wichtigste Sache der Welt. Auf diese Weise lernt der Leser Leopold & Consorten schon fast intim kennen.

Mein Fazit: Ja, es ist anspruchsvoll und verlangt sehr viel vom Leser. Doch es lohnt sich! Zumindest kann man am Ende sagen: „Ich habe es gelesen!“ und ein gewisser Stolz stellt sich ein.

Lieben Gruß,

Nachtrag:
Da dieses Buch auf
** Platz 11 meiner „100 Bücher“-Liste **
steht, werde ich es zu gegebener Zeit nochmal lesen. Mal sehen, wie es mir dann gefällt.