Die Heilige Barbara

Der Kirchenkalender ist voll von Heiligengedenktagen. Jeden Tag kann man, wenn man möchte, mehrerer Heiliger gedenken, zu ihnen beten, sich an ihrem Leben ein Beispiel nehmen. Allerdings kennt der „Wald- und Wiesen-“Christ nur die wenigsten. Die bekanntesten sind wohl unter anderem St. Martin, die Eisheiligen, St. Petrus und die Patronin/der Patron Deiner Kirche. Wir möchten nun die Gelegenheit nutzen, Dir die

Heiligen der Adventszeit“

ein wenig näher zu bringen. Heute beginnen wir mit

der Heiligen Barbara

Man weiß leider nicht viel über Barbara. Das meiste sind Legenden. Und doch ist sie nach wie vor in vielen Ländern beliebt und wird verehrt.

Es wird vermutet, dass sie Ende des 3. Jahrhunderts in Nikomedia, heute Ízmit in der Türkei oder: in Heliopolis, heute Baʿlbak / Baalbek im Libanon geboren wurde und etwa 306 in Nikomedia in der Türkei starb.

Allen Legenden zufolge war Barbara sehr schön und gebildet. Und in allen Legenden spielt ein Bauwerk, zumeist ein Turm, eine wichtige Rolle.

In der Zeit, als Barbara lebte, wurden die Christen noch verfolgt, Nichtsdestotrotz breitete sich der neue Glaube immer weiter aus, wenn auch im Verborgenen. Eine Legende erzählt, dass die neugierige Barbara ihre nicht-christlichen Eltern gefragt habe, ob die Götter Menschen gewesen seien und warum man diese und nicht eine unsterbliche Gottheit anbete. Die Antwort der Eltern ist nicht überliefert. Barbara richtete ihre Fragen daraufhin schriftlich Origenes, der ihr als der gelehrteste Weise von Alexandria genannt war. Durch den Priester Valentinus schickte er ihr die Antwort. Barbara bezeichnete den Besucher als Arzt, damit ihr Vater den Besuch zuließ; Valentinus belehrte und taufte sie.

Nach einer anderen Legende holte der Vater einen Lehrer ins Haus, von dem er annahm, er sei Heide, da Christen doch alle dumm seien. Der Vater hat sich aber geirrt: Der Lehrer war Christ und bekehrte Barbara zum christlichen Glauben.

Wie dem auch sei, Barbaras Wohnturm war, bei aller gebotenen Vorsicht, ein guter Platz für Christen, um sich zum Gebet zu treffen. Um einen angemessenen Raum zu haben, bat Barbara ihren Vater, ein größeres Bad bauen zu dürfen. Der Vater war einverstanden: ein Bad mit zwei Fenstern, wie es damals üblich war. Doch als der Vater auf Reisen war, änderte Barbara den Entwurf und ließ drei Fenster einbauen – als Zeichen der Heiligen Dreifaltigkeit. Außerdem hat sie wohl ein Kreuz in den noch feuchten Putz gedrückt sowie ein kostbares Kreuz auf den Sockel eines gestürzten Götterbildes gestellt. Anschließend ließ sie sich im Becken dieses „Bades“ taufen. Eine andere Legende besagt, sie sei vom Heiligen Geist beseelt in ein heidnisches Opferbecken gestiegen und dort von Johannes dem Täufer, der ihr erschienen war, getauft worden. Auf jeden Fall, als ihr Vater von seiner Reise zurückkam und den veränderten Bau sah, stellte er sie zur Rede. Da ihr Vater auch einen Heiratskandidaten an der Hand hatte, machte Barbara unmissverständlich klar: Ich bin Christin und werde keinen heidnischen Mann ehelichen!

Daddy was not amused.

Im Gegenteil, er war fuchsteufelswild! Hier weichen die Legenden wieder voneinander ab: Die einen berichten, er habe Barbara in ihren Turm gesperrt, in der (vergeblichen) Hoffnung, sie würde zur Besinnung kommen, andere sagen, er habe versucht, sie zu erschlagen. Einig sind sie sich alle, dass Barbara wie durch ein Wunder entkam, weil sich Felsen vor ihr öffneten und sie schützten.

Nun könnte alles gut sein, doch dann wäre Barbara noch keine Heilige. Die Legenden berichten weiter, dass ihr Vater sie gefunden. Einige Legenden meinen, ein Schäfer, bei dem sie sich kurz versteckt hatte, habe sie verraten. Zur Strafe wurde er verwandelt, wahlweise in einen Mistkäfer oder in einen Stein und seine Schafe in Heuschrecken.

Nun brachte der Vater die eigene Tochter vor den Richter, denn nach kaiserlichem Gesetz war es verboten, sich als Christ zu bekennen. Da Schmeicheleien nichts bewirkten, wurde sie gegeißelt, um sie mit Gewalt von ihrem Glauben abzubringen, doch ohne Erfolg. Nachts wurden ihre Wunden auf wundersame Weise geheilt (manche sagen, durch einen Engel, andere, durch Jesus Christus). Da auch die Geißelung nicht fruchtete, fuhren die Oberen schwerere Geschütze auf und misshandelten Barbara aufs Übelste. Was genau die Legenden beschreiben, möchte ich nicht wiederholen.

Last, but not least, wurde Barbara vor Gericht gestellt und verurteilt, sich nackt auf dem Markt den Blicken der Leute preiszugeben. Auf ihr Gebet hin wurde sie aber mit Wolken und Nebel bedeckt. Daraufhin sollte sie enthauptet werden. Ihr Vater war so hasserfüllt, dass er selbst hat das Urteil vollstreckt hat. Gleich darauf traf ihn ein Blitzschlag und er verbrannte.

Soweit die Legenden.

Ich hatte ja eingangs schon geschrieben, dass Barbara bis heute verehrt wird. So gehört sie zu den 14 Nothelfern, bildet zusammen mit Katharina von Alexandria und Margareta von Antiochia die „drei heiligen Madeln“ (Bauernpatroninnen) und, ergänzt um die heilige Dorothea, bilden diese vier Frauenheiligen die „quattuor virgines capitales“, die vier besonders heiligen Jungfrauen.

Außerdem ist sie Schutzpatronin für

  • von Paternò bei Catania auf Sizilien
  • Taverna bei Catanzaro in Kalabrien
  • Rethymno auf Kreta
  • der Diözese Katowice
  • des Bergbaus, der Türme, Festungsbauten und der Artillerie
  • der Bergleute, Geologen, Architekten, Maurer, Steinhauer, Zimmerleute, Dachdecker, Elektriker, Bauern, Metzger, Köche, Glöckner, Glockengießer, Feuerwehrleute, Totengräber, Hutmacher, Artilleristen, Waffenschmiede, Buchhändler, Bürstenbinder, Goldschmiede, Sprengmeister und Salpetersieder (der Pulverlagerraum eines französischen Kriegsschiffes wird noch heute als Sainte-Barbe bezeichnet)
  • der Mädchen, Gefangenen, Sterbenden
  • für eine gute Todesstunde
  • gegen Gewitter, Feuersgefahren, Fieber, Pest und jähen Tod

Vielleicht hast Du schonmal von dem Brauch der „Barbarazweige“ gehört? Damit hat es folgendes auf sich:

Am Barbaratag werden Zweige von Apfel- oder Kirschbäumen abgeschnitten und ins Wasser gestellt. Blühen sie am Weihnachtsfest, dann wird das als gutes Zeichen für die Zukunft gewertet. Dieses Brauchtum soll auf Barbaras Gefangenschaft zurückgehen: sie habe einen verdorrten Kirschbaumzweig mit Tropfen aus ihrem Trinknapf benetzt. In den letzten Tagen ihres Lebens, schon im Bewusstsein ihres Todesurteils, fand sie Trost darin, dass der Zweig in ihrer Zelle blühte, und Barbara sagte: »Du schienst tot, aber bist aufgeblüht zu schönem Leben. So wird auch es auch mit meinem Tod sein. Ich werde zu neuem, ewigem Leben aufblühen.«

Tatsächlich sind die Zweige ein alter Orakelbrauch: wenn man vor Wintereinbruch das Vieh von den Weiden in die Stallungen trieb, nahm man solche Zweige von den Bäumen mit, zu Weihnachten schloss man aus der Anzahl der Blüten auf die Fruchtbarkeit des darauffolgenden Jahres. Allgemein verheißen Blüten Glück, der trockene Zweig hingegen Unglück. Wenn Frauen den Namen ihres Angebeteten in einen Zweig ritzen, bedeutet das Erblühen, dass der Mann auch sie liebt oder dass im folgenden Jahr eine Hochzeit ansteht. Teilweise ist es Brauch, dass die jungen Mädchen jedem einzelnen Zweig den Namen eines Verehrers zuweisen; der Zweig, der zuerst blüht, soll auf den zukünftigen Bräutigam hinweisen. In Wien und Niederösterreich wird gleich ein ganzer Familien-Strauß, in dem jeder Zweig mit einem Namen gekennzeichnet ist, genau beobachtet: wessen Zweig als erster blüht, der wird der Glücklichste.

In Altbayern, Schwaben und im protestantischen Franken waren Barbarazweige Vorläufer des Weihnachtsbaums; eine fränkische Chronik von 1795 berichtet: »Die Gewohnheit, am Barbaratage Bäume in die Stube zu stellen, um solche am Weihnachtsabend, zur Freude der Kinder, als ein Christgeschenk, mit allerlei Zuckerwaren und anderem zu behängen, oder nach allgemeiner Sprache zu putzen, ist meines Wissens noch in ganz Franken gebräuchlich. Die gewöhnliche Art der Bäume zu diesem Gebrauche sind Weichsel und wilde Kirschbäume, auch jungen Tannen- und Fichtenbäume bei geringen Leuten, die sich solche selbst holen« – der Tannenbaum ist demnach also ein Arme-Leute-Baum! Im Allgäu hat sich »Bärbeletreiben« als Tradition entwickelt: am Barbaratag verkleiden sich junge, unverheiratete Frauen als alte Weiber und ziehen mit lauten Glocken und Reisig-Ruten durch die Dörfer, um das Schmutzige und Unanständige zu vertreiben.

Anfang des 20. Jahrhunderts wurde der Barbara-Tag vor allem im Rheinland zum Tag der Geschenke; am Vorabend stellten die Kinder einen Schuh auf, der dann mit Schokolade, Gebäck, Äpfeln und anderen Naschereien gefüllt war. Mit diesem Geschenktag, der bis in die 1960er Jahre vor allem im Köln-Bonner Raum und am Niederrhein bekannt war, begann die weihnachtliche Geschenke-Zeit, die mit dem Nikolaus eine Steigerung und dem Heiligen Abend ihren Höhepunkt erreichte. In manchen Gegenden des Rheinlandes wurde Barbara auch zur Begleiterin des Nikolaus, beschert die Kinder und gilt deshalb als »Gabenbringerin«.

Die Knappen im Bergwerk erhielten am Barbaratag das vor Unheil schützende »Barbaralicht«. An Bergbauorten findet noch heute am Barbaratag oder dem Sonntag danach oft eine Parade der Bergleute in alten Trachten statt. Bei den meisten Geologischen Landesämtern und in Geologischen Instituten wird Anfang Dezember eine Barbarafeier abgehalten. In Italien verbreitet ist der Aberglaube, dass Barbara den Lottospielern die richtigen Zahlen im Traum erscheinen lasse

Und um den Bogen zum Christentum zu schließen: Symbolisch stehen die aufgeblühten Zweige für Christus, den »Spross aus der Wurzel Jesse«: Wenn die Knospe die enge Hülle sprengt, erwacht der Gläubige durch die Geburt des Erlösers zu neuem Leben. Ein schöner Gedanke, oder?

Quellen:
ökumenisches Heiligenlexikon
katholisch.de
praedica.de